Starts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 Min.

Kate Winslet und Saoirse Ronan in "Ammonite". (Foto: Agatha A. Nitecka/dpa)

"The Many Saints of Newark" erzählt die Vorgeschichte zur Kultserie "The Sopranos". Marvel geht in "Eternals" mit neuen Superhelden an den Start. Und Léa Seydoux verführt in "Die Geschichte meiner Frau".

Von den SZ-Kritikern

Ammonite

Sofia Glasl: England in den 1840er Jahren. Mary Anning ist Pionierin auf dem Gebiet der Paläontologie. Männer schmücken sich mit ihren Entdeckungen, während sie in Armut lebt. Als ein überheblicher Kollege seine kränkliche Ehefrau bei ihr zur Kur unterbringt, entsteht zwischen den beiden eine geheime und deshalb umso explosivere Romanze. Filmemacher Francis Lee setzt in "Ammonite" vollkommen auf seine beiden Darstellerinnen Kate Winslet und Saoirse Ronan. Vor allem Winslet füllt die Lücken zwischen minimaler Handlung und knappen Dialogen mit einer ganzen Welt aus innerem Konflikt, jahrelanger Frustration und Einsamkeit: eine Wucht!

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Bergman Island

Susan Vahabzadeh: Gemeinsam im Bett aus "Szenen einer Ehe" zu schlafen sei kein gutes Omen, sagt Chris (Vicky Krieps), als sie mit Tony (Tim Roth) auf Faro ankommt. Ein Stipendium hat die beiden Filmemacher auf Ingmar Bergmans Insel gebracht, nun wollen sie sich zum Drehbuchschreiben inspirieren lassen. Die Enge und die dauernde Präsenz ihrer verschiedenen Lieblingsfilme lässt Reibung entstehen, macht plötzlich die völlig unterschiedlichen Ansätze der beiden sichtbar - und ihre unterschiedliche Haltung zum Leben. Ganz wunderbar organisch lässt Mia Hansen-Løve das Drehbuch, an dem Chris arbeitet, zu einem Film im Film werden, der sich nach und nach in die Rahmenhandlung hineinverschiebt. Bergman ist eben überall.

Eternals

Tobias Kniebe: Mal angenommen, es führt kein Weg daran vorbei, immer neue Superheldenfilme zu produzieren - was kann man tun, um sie interessant zu gestalten? Marvel hat sich für zehn neue Figuren entschieden, die bisher keiner auf dem Radar hatte. Und für die aktuelle Oscargewinnerin Chloé Zhao als Regisseurin, die für ihren poetischen Low-Budget-Realismus ("Nomadland") gefeiert wird. Klingt erst einmal interessant genug, leider aber ist die Story von den unsterblichen "Eternals", die als Wächter aus dem Weltall über Jahrtausende die Menschheitsgeschichte begleiten, überraschend zäh. Alles zwar inklusiver und diverser denn je, dafür bleiben Witz und Ironie auf der Strecke. ( Ausführliche Rezension hier.)

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Die Geschichte meiner Frau

Martina Knoben: Sie können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander: Ildikó Enyedi bringt einen niederländischen Frachterkapitän mit einer kapriziösen Französin zusammen und studiert die Missverständnisse und das Misstrauen zwischen den beiden und zwischen den Geschlechtern. Der Titel des Films führt in die Irre - erzählt wird die Geschichte des Ehemannes, aus dessen Perspektive seine Frau gesehen wird. Sie bleibt ihm ein Rätsel - und wer könnte ein hinreißendes Rätsel besser verkörpern als Léa Seydoux. In diesem Historienfilm mit seinen glamourösen Oberflächen ist alles vom Feinsten: Ausstattung, Fotografie, Schauspielkunst. Drei Stunden aus der Kapitänsperspektive ziehen sich allerdings ein wenig.

The Harder They Fall

Fritz Göttler: Ein Western mit allem, was dazu gehört, opulent inszeniert: Outlaws, Marshalls, dubiose Prediger, Bankräuber, junge Hitzköpfe, gnadenlose Rächer, Frauen (sehr brutal) ... und fast alle sind Afroamerikaner - perfekt ausgestattet mit breiten Hüten, goldenen Colts, grimmigen Sprüchen. Jonathan Majors, Idris Elba und Regina King führen die Liste der Akteure an, Regie führt der Musiker Jeymes Samuel, Bruder von Seal. Es ist absurd und manieristisch, mehr Tarantino als der klassische wilde (weiße) Westen, und zeigt uns, dass auch der Western im Grunde seines Herzens ein Kostümfilm ist. Und wie eine weiße amerikanische Westernstadt wirklich aussieht ...

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Kinder der Hoffnung

Philipp Stadelmaier: Nach "Schnee von gestern", in dem sie die Geschichte ihrer Familie nach der Shoah rekonstruiert, reflektiert die in Berlin lebende israelische Regisseurin Yael Reuveny in ihrem neuen Film über die komplizierte Beziehung ihrer Generation zu Israel. Wieder in Form eines subjektiven Essayfilms, der durch seine Form und die erzählten Mikrogeschichten eine fatale Untrennbarkeit des Persönlichen und Politischen von Familie und Staat offenlegt. Bezwingend klar.

Kosmetik des Bösen

Susan Vahabzadeh: Architekt Jeremiasz (Tomasz Kot) nimmt auf dem Weg zum Flughafen in Paris eine junge Frau im Taxi mit, die er dann nicht mehr los wird. Sie erzählt ihm ziemlich gruselige Geschichten - und weiß ein bisschen zu viel über seine Frau. Kike Maillos Horrorfilm ist schön creepy, mit ein paar hübschen Ideen - den Protagonisten in klein im Modell des Flughafens, an dem sie sich befinden beispielsweise und der Machtkampf, den Jeremiasz mit seinem eigenen schlechten Gewissen anzettelt. Jegliche Binnenlogik über Bord zu werfen ist aber ein ziemlich mieser Thriller-Trick.

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The Many Saints of Newark

David Steinitz: Ein Kinofilm über die Vorgeschichte der "Sopranos", jener legendären TV-Show, mit der das moderne Serienzeitalter begann. Er spielt in den Sechzigerjahren, während sich italienische und afroamerikanische Gangster um die Vorherrschaft in New Jersey bekriegen. Regisseur Alan Taylor zeigt in diesem wilden, brutalen Sittengemälde, wie aus dem kleinen Anthony der große Tony Soprano wird - und Amerika zu dem gespaltenen Land, das es heute ist.

Moments Like This Never Last

Anke Sterneborg: Ein früh verglühtes Leben als Gesamtkunstwerk auf Super 8 und Polaroid gebannt. Auch wenn er kein Musiker, sondern Graffiti-, Performance- und Fotokünstler ist, reiht sich Dash Snow doch in den traurigen Club 27 ein, denn auch er starb 2009 in diesem Alter an einer Überdosis Heroin. Cheryl Dunn, die Snow schon in den Neunzigerjahren persönlich kannte und filmte, erweckt den so funkelnden wie selbstzerstörerischen Charismatiker in ihrer Doku-Collage zu neuem Leben. Und so wie Todd Haynes in "The Velvet Underground" eröffnet auch sie ein Fenster ins New Yorker Lebensgefühl, in diesem Fall in den Neunziger- und Nullerjahren (auf Mubi).

Rémi - Sein größtes Abenteuer

Juliane Liebert: Antoine Blossiers Verfilmung beruht auf dem Roman "Sans famille" von Hector Malot. In warmen Farben erzählt er die Geschichte des Findelkindes Rémi, das Ende des 19. Jahrhunderts mit einem fahrenden Musikanten durch Frankreich reist, auf der Suche nach seiner wahren Familie. Ein weihnachtsgeeigneter Familienfilm mit einer besonders hübschen Kuh in einer Nebenrolle.

Vicious Fun

Doris Kuhn: Ein Echo auf die Glanzzeit des Horrorgenres, passend angesiedelt im Jahr 1983: Bei einem Treffen diverser Serienmörder schleichen sich ein Reporter und eine Rächerin ein, um die Welt von diesen Killern zu befreien. Das führt zu vielen abgetrennten Gliedmaßen und vielen filmhistorischen Zitaten, denn der kanadische Regisseur Cody Calahan plündert für seine Splatter-Parodie demonstrativ bei Klassikern von John Carpenter, Quentin Tarantino und Stephen King.

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Im Kino: "Sopranos"-Prequel "The Many Saints of Newark"
:Es war einmal in Amerika

Der Kinofilm "The Many Saints of Newark" erzählt die Vorgeschichte der "Sopranos"-Mafiosi. Ist er so gut wie die Serie?

Von David Steinitz

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