Süddeutsche Zeitung

Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Fast jeder, der das Kino liebt, war mal in sie verliebt: Jean Seberg. Im Filmporträt spielt Kristen Stewart eine Frau auf Sinnsuche. "The Outpost" ist ein Kriegsfilm, in dem vor allem eines auffällt: das Clint-Eastwood-Gesicht von Scott Eastwood.

Aus der SZ-Kinoredaktion

Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen

Weil Bibis Noten zu schlecht sind, schicken ihre Eltern sie auf ein Schlossinternat, wo sie ein Mädchen kennenlernt, das nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Bibi möchte, dass ihre Freundin wieder gehen kann. Dabei soll Eulenstaub helfen, den auch Bibis Feindin, die Hexe Rabia (Corinna Harfouch), sucht. Vor 16 Jahren war Franziska Buchs Film schon einmal im Kino. Die Fortsetzung des ersten Bibi-Films von 2002 hat Längen und wirkt heute nicht nur wegen ihrer mauen Spezialeffekte recht angestaubt.

Chichinette

Marthe Cohn ist 100 Jahre alt, winzig klein und hat einen krummen Rücken, reist aber nonstop durch die Welt, um von ihrem Leben als Spionin im Zweiten Weltkrieg zu erzählen: Weil sie fließend Deutsch sprach, schickte der Geheimdienst des französischen Militärs die junge Jüdin gegen Kriegsende nach Freiburg, wo sie mit einer Mischung aus Mut und Intuition dazu beitrug, dass der Einmarsch der Alliierten gelang. Auf den Reisen zu ihren Vorträgen, auf denen der Dokumentarfilm von Nicola Alice Hens sie begleitet, ist der Koffer der witzigen, hellwachen alten Dame voll mit Orden und Medaillen.

Eine Nacht im Louvre

Das Schöne, Schwierige an Ausstellungen ist, dass man in einer bestimmten Zeitspanne an einem bestimmten Ort sein muss. Das Konzept versucht der Louvre nun mit einer Dokumentation über die Leonardo da Vinci-Schau von 2019 zu erweitern. Zu erleben sind elegische Kamerafahrten durch das Museum bei Nacht, weihevolle Musik, schwarz gekleidete Kuratoren, die Leonardos Werke bestaunen und erklären. Man lernt einiges, gerade zu maltechnischen Details. Pierre Hubert-Martins Film ergänzt das Erlebnis vor dem Original, ersetzen kann er es nicht.

Hello again

Eine Hochzeit aufhalten, die bereits im Gange ist - "bisschen spät" findet das Zazies Mitbewohner. Aber sie hat Zeit, denn der Tag, an dem ihr ehemals bester Kumpel Ja zu einer sadistischen Zicke sagt, passiert wieder und wieder. Irgendwas hat sie zu erledigen, bevor die Zeit weiterläuft, das ist Zazie klar. Aber was? Maggie Perens zieht eine angenehme Portion erzählerischer Frische aus der ungewöhnlichen Handlungsanlage und bringt sie gut in dieser buttermilchsüß fließenden romantischen Komödie unter.

Jean Seberg

Ein Spielfilm über die Schauspielerin Jean Seberg, in die fast jeder, der das Kino liebt, zumindest mal kurz verliebt war - "Außer Atem" sei Dank. Benedict Andrews erzählt von ihrer Affäre mit dem schwarzen Bürgerrechtler Hakim Jamal, wegen der sie vom FBI überwacht wurde, das Angst vor einer Black-Power-Revolte hatte. Kristen Stewart spielt Seberg als Frau auf Sinnsuche, die ein Leben lang darunter litt, dass die Menschen "das Mädchen im Herald-Tribune-Shirt wollten, aber nur mich bekamen."

Lord & Schlumpfi

Die größten Deppen haben das höchste Kultfigurenpotenzial, und Lord und Schlumpfi sind fantastische Deppen. Der oberbayerische Black-Metal-Brüllaffe und Möchtegern-Satanist Lord, gespielt vom Drehbuchautor Tobias Öller selbst, strebt mit seinem Gitarristen Schlumpfi Ruhm an. Ihr Ziel: Wacken, das Metal-Festival. Aber schon für einen Pakt mit dem Teufel sind sie zu blöd. Das steigert den Satanskultfilmfaktor ins Oberaberwitzige.

Nackte Tiere

Das ungewöhnliche, fast quadratische Bildformat steht für den Kunstwillen der dffb-Debütantin Melanie Waelde. Es soll wohl die Beklemmungen der Provinz in Brandenburg zeigen, und den engen Zusammenhalt von fünf jungen Menschen kurz vor dem Abitur. Dass man deren familiäre Kaputtheit, Sinnlichkeit und teils in Jiu Jitsu-Kämpfe verlagerte Wut nicht wirklich einordnen kann, ist lange interessant. Am Ende aber auch frustrierend - als könnte man ihnen näher sein, wenn sie mehr von sich zeigen würden.

The Outpost

"Alamo" ist der Alarmschrei der 54 US-Soldaten, als 2009 ihr gefährlicher Außenposten im Hindukusch von einer Übermacht Taliban überrannt wird. Rod Lurie erzählt, was in diesem Moment voran ging, er beobachtet den Adrenalinpegel der Männer, die Balance zwischen Furcht und Heldentum, das Clint-Eastwood-Gesicht von Scott Eastwood. Er stellt die Wirklichkeit des Afghanistankriegs akribisch nach, am Ende wird sein Film von den Überlebenden der damaligen Attacke kommentiert.

Rückkehr der Wölfe

Mensch und Wolf sind einander unheimlich ähnlich, erläutert ein Biologe im Film: ihr ausgeprägtes Sozialverhalten im eigenen Rudel, ihr "fremdenskeptisches Gehirn" - und beide Arten töten. Das erklärt, warum der Wolf ein besonderes Tier für viele Menschen ist, gehasst, gefürchtet, von vielen Stadtmenschen aber auch als Inbegriff ungezähmter Natur romantisiert. Die Doku von Thomas Horat erklärt, warum der Mensch so denkt, und setzt diesen Gefühlen viele Fakten zum Wolf entgegen. Wie gefährlich er wirklich ist. Wie Schafzüchter mit der realen Bedrohung durch den Räuber umgehen können. Man sollte öfter Biologen zu Wort kommen lassen, ihre Sicht auf die Dinge ist wirklich erfrischend.

Über die Unendlichkeit

In dreißig Episoden erzählt der schwedische Regisseur Roy Andersson von einer Welt, in der die Menschen kein Zuhause finden. Er tut es Grau in Grau, in Formen, die das Melodram ebenso zitieren wie die biblische Geschichte. Und doch verlässt man das Kino heiteren Sinnes. Denn wie man das Leben auch betrachtet: Der Slapstick ist stets gegenwärtig.

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