Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Die "Bad Boys" sind zurück, der Dauerregen erzeugt im Tokio des Anime-Shootingsstars Makoto Shinkai überwältigende Bilder und "1917" ist großes Actionkino mit Handlungslöchern.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 9

1917

Oscar-Nominierungen: '1917'

Quelle: dpa

Die Geschichte zweier Soldaten, die sich durch die Schützengräben des Ersten Weltkriegs kämpfen, um eine Nachricht zu überbringen. Sam Mendes inszeniert seinen Film, als sei er in einer einzigen Einstellung gedreht. Das ist großes Actionkino, nur wird durch diesen ästhetischen Ansatz, die Zuschauer möglichst wirklichkeitsgetreu ins Kriegsgeschehen zu schubsen, die Handlung so löchrig, dass die Filmemacher ihren Realitätsanspruch auf Inhaltsebene wieder aufgeben.

David Steinitz

2 / 9

Bad Boys for Life

Bad Boys For Life

Quelle: Sony

Vor 25 Jahren haben die Komiker Will Smith und Martin Lawrence den Copthriller "Bad Boys - Harte Jungs" gedreht. Das belgische Regie-Duo Bilall Fallah & Adil El Arbi bringt jetzt eine Fortsetzung. Weil man darin sieht, dass auch Schauspieler älter werden, wird pausenlos über das Alter gewitzelt. Dabei bleibt Genre wie Protagonisten kaum ein Klischee erspart, lediglich ein paar Nebenrollen möbeln Dialoge und Action auf.

Doris Kuhn

3 / 9

-

Quelle: SZ

Ein aus jungen Palästinensern und Israelis zusammengewürfeltes Orchester soll gemeinsam bei einer Friedenskonferenz spielen - Dror Zahavi lässt sie den Konflikt, der ihr Land spaltet, erstmal in den eigenen Reihen aussöhnen, gruppentherapeutisch dirigiert von Peter Simoneschek als weisem Maestro. Das ist gut gemeintes Kino, mehr nicht, aber für mittelprächtige Filme gilt dasselbe wie für den Nahost-Konflikt: Musik ist vielleicht nicht die Lösung, aber sie macht die Dinge erträglicher und manchmal sogar schön, wenn alle die Klappe halten und endlich zu den Instrumenten greifen.

Philipp Bovermann

4 / 9

Klavierstunden

Klavierstunden Ken Wardrop

Quelle: déjà-vu film UG

Was bringt einen Heavy Metaller, einen Zweitklässler und eine ältere Dame gleichermaßen dazu, sich mit Tonleitern abzumühen und immer wieder dieselbe Stelle des Beethoven-Stückes zu üben? Der Ire Ken Wardrop hat eine vergnügliche Studie über Freud und Leid des Klavierunterrichts gemacht, die ganz erstaunliche, ergreifende und humorvolle Einblicke in Schüler-Lehrer-Beziehungen gibt. Talent? Oft nebensächlich. Eine Hommage an die oft unterschätzte Berufsgruppe der Klavierlehrerinnen und Klavierlehrer.

Anna Steinbauer

5 / 9

Lindenberg!

Kinostart - 'Lindenberg! Mach dein Ding!'

Quelle: dpa

Fallhöhe gehört in dieser Karriere immer wieder dazu: Udo Lindenberg, wie er in der Wüste eine Düne herabkullert, oder dann bei seinem ersten großen Konzert über die Showtreppe auf die Bühne purzelt. Hermine Huntgeburth zeigt uns das Bemühen des Jung- Schlagzeugers und -Sängers, der mitten in der deutschen Schlagerseligkeit sein ganz eigenes Ding machen will, in saftigen Stimmungsbildern, von Gronau bis Ostberlin und Tripolis, wo er amerikanische Truppenbetreuung macht. Jan Bülow ist der junge Udo, er singt selber, mit unbekümmerter Frische. Charly Hübner ist bewegend als Papa Lindenberg, der auch seine Träume hat. Die Anarchie bleibt irgendwann auf der Strecke, aber die Sprunghöhe bleibt, in der Liebe zu einer jungen Turmspringerin.

Fritz Göttler

6 / 9

Der marktgerechte Mensch

Der Marktgerechte Mensch Salzgeber leslie Franke

Quelle: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Gig Economy, Crowdworking und Sozialdumping. Der Mensch muss sich dem Arbeitsmarkt anpassen. Wer scheitert, ist selbst schuld. Leslie Franke und Herdolor Lorenz kritisieren ein Wirtschaftssystem, das auf Wettbewerb ausgelegt ist und zeichnen es als Entsolidarisierungs-Maschinerie. Die Beispiele aus Lieferdiensten, Textilindustrie und Universitätslehre sind nicht neu. Doch ihre empathischen Gespräche mit den Protagonisten dokumentieren die Zustände unverblümt. Positive Beispiele wie das Prinzip der Gemeinwohlökonomie kommen als utopische Gegenmodelle allerdings etwas kurz.

Sofia Glasl

7 / 9

Vom Gießen des Zitronenbaums

Kinostart - 'Vom Gießen des Zitronenbaums'

Quelle: dpa

Der palästinensische Filmemacher Elia Suleiman spielt sich selbst, als stummer Beobachter einer Reihe von aneinandergereihten tragikomischen Mini-Szenen und -ereignissen: Erst in Nazareth, dann in Paris und New York. Die Reise macht deutlich, dass Palästina für ihn überall ist: Heimat und Heimatlosigkeit fallen in eins, jedes Hier ist immer auch ein Anderswo und jede komische auch eine traurige Situation.

Philipp Stadelmaier

8 / 9

Weathering With You

weathering with you makoto shinkai

Quelle: Universum Film GmbH

Was für ein Wetter! Einen so verregneten Sommer wie in dieser Anime hat es in Tokio ewig nicht gegeben. Makoto Shinkai, neuer Star des japanischen Animationsfilms, gibt der Dauerregen Gelegenheit für überwältigend schöne Bilder mit wunderbaren Lichtstimmungen. Die Story um das "Sonnenscheinmädchen" Hina, das die Gabe besitzt, den Regen zu vertreiben und die Liebe des 16-jährige Hodaka gewinnt, wird dabei (fast) unwichtig. Das Wetter ist hier der Star, außerdem die wurlige, nicht ganz ungefährliche Metropole Tokio.

Martina Knoben

9 / 9

Der weiße Massai Krieger

Der weiße Massai Krieger benjamin eicher

Quelle: Alpha Centauri Studios

Benjamin Eicher erhält eine rare Einladung: Er darf sich einer Gruppe Massai anschließen, um ihr Leben zu filmen. Er zieht also einen Monat mit vier jungen nomadischen Hirten durch das Naturschutzgebiet Maasai Mara in Kenia, guckt zu, was sie so machen, und macht meistens selber mit. Daraus wird ein ziemlich unkonventioneller Tagebuchfilm, bei dem alle Beteiligten über einander staunen und sich gegenseitig erklären.

Doris Kuhn

© SZ.de/sikt
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