Kino-Fieber, verordnetes:Ihr Kingelein kongelt

Warum VW 200 Millionen Dollar an das Filmstudio gezahlt hat, das Peter Jacksons Monsterfilm "King Kong" produziert und warum genau dies das Geschäftsmodell der Zukunft ist.

Andrian Kreye

Zu den Amtsprivilegien des New Yorker Bürgermeisters gehört es, für seine Stadt nach Gutdünken Feiertage ausrufen zu dürfen. Und so erklärte Michael Bloomberg den vergangenen Montag offiziell zum "King Kong Day". An dem gab es zwar weder schulfrei noch Urlaub, aber immerhin wurde der gesamte Times Square für die Premierenfeiern von Peter Jacksons Remake lahm gelegt und das Viertel weiträumig unter Polizeischutz gestellt.

King Kong

Mal nicht am Empire State Building, sondern am Times Square: Der Affe, der gegenwärtig alle laust.

(Foto: Foto: AFP)

Nicht nur das. Um Punkt 17.42 Uhr wurden sämtliche Videoschirme und Jumbotrons auf dem Platz synchronisiert und zeigten Ausschnitte aus dem Monsterfilm, was die über 300 Meter lange Straßenkreuzung kurzzeitig in eine überdimensionale Werbeinstallation verwandelte, in der Passanten von Riesenaffen und Urzeitmonstern angefallen wurden. Kurz darauf setzte sich ein Konvoi aus Touareg-Geländewagen in Bewegung, der den Regisseur und seine Stars von den MTV Studios zwei Ecken weiter zum Premierenkino brachte, vor dem ein ganzer Block der 42. Straße zum roten Teppich umfunktioniert worden war.

Achttausend Premierengäste waren geladen, die sich auf zwei benachbarte Kinopaläste mit insgesamt 37 Theatern verteilten. Die Inszenierung des Abends stand dem Filmspektakel in nichts nach. Es gab Szenenapplaus und Tränen und während der Actionszenen bebte das ganze Gebäude, als kämpfte King Kong mit den Urzeitmonstern im Foyer.

An diesem Abend hatte aber nicht nur "King Kong" Premiere, sondern auch ein neues Geschäftsmodell. Denn es hatte natürlich einen guten Grund, warum Jackson und seine Stars mit VW Touaregs durch die Stadt chauffiert wurden. Anfang des Jahres schlossen Volkswagen und NBC Universal einen Vertrag, nach dem Volkswagenmodelle über die nächsten drei bis fünf Jahre in acht bis zehn Kinofilmen und mehreren Fernsehserien des Medienkonzerns platziert werden.

Nun ist Product Placement nicht neu. Auch exklusive Partnerschaften zwischen Filmstudios und branchenfremden Konzernen gab es schon. McDonald's kooperiert beispielsweise seit Jahren mit Disney, Burger King mit Dreamworks. Neuartig ist allerdings, wie umfassend der Vertrag zwischen Volkswagen und Universal formuliert wurde.

Volkswagen wird in Zukunft nicht nur in den Filmen und Serien auftauchen, sondern in regulären Fernsehsendungen von NBC, in den Universal-Vergnügungsparks, VW darf Filmausschnitte in Werbespots einbauen und für die DVD-Fassungen so genannte "Making Of"-Filme produzieren, in denen Volkswagenmodelle auftauchen.

Aber auch wenn keine VW zu sehen sind, wird mit Filmen geworben. Peter Jacksons King Kong spielt zum Beispiel in den dreißiger Jahren, was ein Product Placement unmöglich macht, doch dafür drehte der Regisseur den Werbespot, in dem ein Touareg durch die Actionszene fährt, gleich selbst und in den Originalkulissen. Zusätzlich sponsert Volkswagen Filmpremieren, bei denen die Stars während ihrer Interviews auf dem roten Teppich vor Stellwänden mit dem Wolfsburger Logo stehen.

Für die Film- und Fernsehindustrie sind solche Abkommen das Geschäftsmodell der Zukunft. Festplattenrekorder, mit denen man Werbung überspringen kann, werden dem klassischen Fernsehspot bald ein Ende bereiten. Filmpiraten schmälern die Einnahmen an den Kassen. 200 Millionen Dollar hat Volkswagen für seinen fünfjährigen Vertrag bezahlt. Das ist in Hollywood nicht einmal viel. "King Kong" hat sieben Millionen mehr gekostet.

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