Kino:Eine private Angelegenheit

Eine private Angelegenheit (Film)
(Foto: Kairos Filmverleih)

Von Philipp Stadelmaier

Wann alles nur endlich vorbei ist, diese Frage stellen sich die Partisanen immer wieder. Gemeint ist die Herrschaft der Faschisten, gegen die sie kämpfen in diesen Wintertagen 1944 in den piemontesischen Bergen. "Eine private Angelegenheit" ist ein Film, der von der Ahnung eines bevorstehenden Endes durchzogen wird. Vielleicht wussten auch die berühmten italienischen Filmemacherbrüder Paolo und Vittorio Taviani, dass es ihr letzter gemeinsamer Film werden würde - 2018 starb Vittorio nach langer Krankheit in Rom. Dabei ist der Film aus einer Gegenwart heraus erzählt, deren Ausgang niemand vorhersehen kann und deren Konturen im Nebel verschwimmen, in den die Landschaft getaucht ist. Wer, wie Milton (Luca Marinelli), hier unterwegs ist, begegnet Gespenstern aus der eigenen Vergangenheit und läuft ihnen sogar hinterher. Milton macht diese Erfahrung, als er eine Weggabelung wiedererkennt. Er rennt den Weg hoch und steht plötzlich vor der Villa, in der einst Fulvia wohnte, die Frau, die er liebte. Die Haushälterin erkennt Milton wieder. Und erzählt ihm etwas, wovon er sich nicht mehr erholen wird: Sie macht vage Andeutungen, über Fulvia und Giorgio, einen Freund Miltons. Fulvia ist längst weit fort. Also macht sich Milton, krank vor Eifersucht, auf die Suche nach Giorgio, der ebenfalls für die Partisanen kämpft. Da dieser jedoch, wie Milton erfährt, gerade in die Gefangenschaft der "Schwarzhemden" geraten ist, sucht er verzweifelt nach einem Faschisten zum Gefangenentausch. Milton will Gewissheit, doch die entzieht sich ihm ebenso wie sein Freund und Rivale, während aus dem Nebel Signale kommen, die ihn an die Vergangenheit erinnern: ein Baum, unter dem er mit Fulvia stand, ein Lied, das sie zusammen gehört haben. Die ruhige, hochemotionale Kraft des Films ist dabei nie eine rein private Angelegenheit, sondern immer auch ein antifaschistisches Statement. Etwa in dieser einfachen, aber herzzerreißenden Szene: Vor einem Hof liegen die Leichen von ermordeten Bauern, ein Mädchen hat sich an ihre tote Mutter geschmiegt. Sie steht auf, geht ins Haus, trinkt ein Glas Wasser, geht wieder raus und legt sich wieder neben die Mutter. Währenddessen ziehen über den Himmel bereits die Bombengeschwader der Alliierten gen Deutschland - das Zeichen der bevorstehenden Erlösung.

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