Kino: "Die Chroniken von Narnia":Bitte ein bisschen böser

Harmlose Hexen und brave Prinzen: In "Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian" fehlen die düsteren Parallelwelten. Gäbe es da nicht diese dunkle Intrige.

Anke Sterneborg

Das Phantasiereich, in das Kinder flüchten, kann so düster sein und gefährlich sein wie in "Pan's Labyrinth" von Guillermo del Toro.

Kino: "Die Chroniken von Narnia": Aufstand, aber ordentlich: Thronerbe Kaspian reitet in die Schlacht gegen die Telmarinen.

Aufstand, aber ordentlich: Thronerbe Kaspian reitet in die Schlacht gegen die Telmarinen.

(Foto: Foto: AP)

Die 2001 gegründete Produktionsfirma Walden Media aber hat sich auf gediegene Verfilmungen klassischer Kinderliteratur spezialisiert, wie "Charlotte's Web", "Die Brücke nach Terabithia", "Nim's Island" - und die siebenbändigen Narnia-Chroniken von C.S. Lewis.

In Andrew Adamsons Verfilmungen entfalten sich die phantastischen Paralleluniversen eher lieblich. Bei Walden Media macht man Filme, in denen selbst die Kinderphantasien ein wenig sauberer und geordneter aussehen als im Rest der Welt.

In der Schutzzone für zarte Kindergemüter, die die mit Disney verbandelte Firma errichtet hat, werden riesige Umsätze gemacht - und es wird vorgegaukelt, die Welt lasse sich säuberlich in Gut und Böse aufteilen.

Nachdem die vier Geschwister Peter, Edmund, Susan und Lucy im ersten Teil, "Der König von Narnia" durch das Innere eines riesigen Schrankes in die Schneelandschaften von Narnia krabbelten, fahren sie ein englisches Kriegsjahr später mit einem Sonderzug ein, der entfernt an Harry Potters Hogwarts-Express erinnert.

1300 Jahre sind inzwischen in Narnia vergangen, die Heldentaten der Königskinder sind der Stoff für Höhlenmalereien, und ein guter Teil der märchenhaften Lieblichkeit wurde durch die tyrannische Herrschaft der Telmarinen weggefegt, die die Fabelwesen des Landes in die Wälder verbannt haben.

Alles in allem geht es im zweiten Teil um Einiges düsterer und nächtlicher zu, es gab eine shakespearianische Intrige gegen den rechtmäßigen Thronerben Kaspian; wenn der Prinz und das Kinderquartett die Narnianer für den Aufstand gegen die Telmarinen mobilisieren, klingt in den Schlachten ein fernes, dunkles Echo von "Herr der Ringe" nach.

Das christliche Sendungsbewusstsein von Walden Media verlangt, dass nur die reine unschuldige Seele von Lucy, der jüngsten im Bunde, der göttlichen Kraft des Löwen Arslan vertraut, der am Ende die Rettung bringt.

Einen verführerisch kraftvollen Moment lang hätte man sich gewünscht, dass die im Eis gefangene, weiße Hexe in Gestalt der großen Schauspielerin Tilda Swinton all den braven Prinzen, Königen und Königinnen doch etwas mehr böse Macht entgegensetzen könnte.

In den "Shrek"-Animationen durfte Andrew Adamson Gut und Böse jedenfalls noch mit subversiveren Qualitäten ausstatten.

THE CHRONICLES OF NARNIA: PRINCE CASPIAN, USA 2008 - Regie: Andrew Adamson. Buch: Adamson, Christopher Markus, Stephen McFeely. Kamera: Karl Walter Lindenlaub. Mit Ben Barnes, Georgie Henley, Sergio Castellitto. Verleih: Walt Disney, 144 Min.

Außerdem laufen an:

39,90, von Jan Kounen Animals in Love, von L. Charbonnier Factory Girl, von George Hickenlooper Lucie et maintenant, von Nicolas Humbert, Werner Penzel, Simone Fürbringer

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