Süddeutsche Zeitung

Kino:Das gelegentliche Aufblitzen von Schönheit

Der neue Stadtfilm nach "Paris, je t'aime": In "New York, I love you" zeigen fremde und einheimische junge Filmemacher einen Clash der Individuen.

Fritz Göttler

Kino machen in New York, nichts leichter als das, nichts selbstverständlicher, große Filmemacher haben es vorgemacht, von Jonas Mekas bis Martin Scorsese; und wenn wir mit ihnen loszogen, im Kino, sahen wir gelegentlich das Aufblitzen von Schönheit.

Nun also eine neue Generation, fremde und einheimische junge Filmemacher, Fatih Akin, Mira Nair, Brett Ratner, Natalie Portman - schon immer an der Arbeit hinter der Kamera sehr interessiert - und andere mehr. Der Produzent Emmanuel Benbihy hat sie zusammengebracht, zwei Tage nur hat er jedem zugedacht, dann musste die Episode abgedreht sein. Es ist schon sein zweites Stadtprojekt, vor drei Jahren hatte er "Paris, je t'aime" produziert. -

Paris und New York, die zwei Kinostädte par excellence. In denen selbst Kino sich abspielt, im täglichen Leben, in den Straßen und Passagen, den Hotels und Hinterhöfen. Paris ist dabei im Vorteil, mit seinem reichen Schatz an Spielformen, der zur Travestie verführt, zum Karneval der Genres. In New York ist alles Intensität und Impulsivität, Clash der individuellen Kulturen.

Orlando Bloom soll Dostojewski lesen, um eine Schaffenskrise als Komponist zu überwinden, eine junge Jüdin - Portman, in einer weiteren Episode vor der Kamera zu sehen - bereitet sich im Laden eines indischen Juwelenhändlers auf die Ehe vor, Ugur Yücel, der Knochenbrecher-Kemal in "Soul Kitchen", hat extreme Schwierigkeiten, das Bildnis einer jungen Frau in Chinatown auf die Leinwand zu bannen - Regie natürlich Fatih Akin.

Ein wenig müde sind die Episoden, die sich einer banalen Pointe unterwerfen. Besonders schön, wenn ein Clash zwischen Generationen erfolgt. Chris Cooper, der überraschend sich als Chinakundiger outet. Wenn er ein paar Worte Chinesisch vorbringt, blitzt auf seinem zerknitterten Gesicht ein buddhahafter Schalk auf.

Julie Christie als Operndiva, die mit todessüchtigem Gehabe im Hotel eincheckt und sich dem Service des hinkenden Kellners Shia LaBeouf anvertraut. Anthony Minghella hat das Stück geschrieben, Shekhar Kapur hat es, nach Minghellas Tod, inszeniert. Das ist das andere New York, Henry James und David Lean, das Tor zur Alten Welt.

NEW YORK, I LOVE YOU, USA 2009 - Regie: Natalie Portman, Fatih Akin, Mira Nair, Brett Ratner, Shekhar Kapur, Jiang Wen, Shunji Iwai, Yvan Attal, Allen Hughes, Randy Balsmeyer, Joshua Marston. Konzept: Emmanuel Benbihy. Mit: Natalie Portman, Irrfan Khan, Orlando Bloom, Christina Ricci, Maggie Q, Ethan Hawke, Chris Cooper, Robin Wright Penn, Julie Christie, John Hurt, Shia LaBeouf, Ugur Yücel, Shu Qi, Eli Wallach, Cloris Leachman. Concorde, 103 Min.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.71629
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 2.2.2010/rus
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.