Kindertheater:Spielend einfach

Neun Stücke aus sechs Ländern sind zu Gast bei "Kuckuck", dem Theaterfestival für Kleinkinder. Das Programm für das beliebte Format steht jetzt fest, der Vorverkauf hat begonnen

Von Barbara Hordych

Bei unseren ersten Schritten ins Leben brauchen wir so viel Unterstützung wie möglich. Genau so viel wie vielleicht am Ende des Lebens, wenn unsere Körper schwächer werden und uns die Fähigkeiten nach und nach abhandenkommen. Mit ihrem Stück "Drei Beine" nimmt die dänische Kompanie Aabendans ihre Zuschauer mit auf eine Reise durch alle Lebensphasen, in denen wir Unterstützung brauchen - sei es als Baby, als Greis oder in der Mitte des Lebens. Die Tanztheater-Produktion für Kinder ab eineinhalb Jahren eröffnet am 20. März das Kuckuck-Theaterfestival für Anfänger in der Schauburg. Zehn Tage lang können Allerjüngste erste Theatererfahrungen sammeln, in Stücken, die auf 25 bis 50 Zuschauer begrenzt sind.

Kindertheater: Gleichgewicht hält die Akrobatin Henna Kaikula in "Drei Beine".

Gleichgewicht hält die Akrobatin Henna Kaikula in "Drei Beine".

(Foto: Ditte Valente)

Erneut fungieren Schauburg-Intendantin Andrea Gronemeyer, Mascha Erbelding von der Sammlung Puppenspiel im Stadtmuseum und Frank Striegler von der Evangelischen Familienbildungsstätte Elly Heuss-Knapp als Gastgeber des Theaterfestivals. Im Stadtmuseum stellten sie das Programm vor, für das ab sofort Karten an den jeweiligen Spielstätten Schauburg, Stadtmuseum und "Elly" erhältlich sind. Die sind erfahrungsgemäß schnell vergriffen, denn in Vorstellungen wie etwa "Der Spielgarten" für Kinder ab zwei Jahren dürfen nur 25 Personen auf einmal hinein. In dem technischen Laboratorium können Kinder gemeinsam mit den Performern aus den Niederlanden spielerisch Licht, Schatten und Schwerkraft ausprobieren, dabei auch mit Drehbohrern, Gewindemaschine und einem Geräusch-Wackelbrett hantieren. Ähnlich begrenzt ist der Platz im Zelt des Briten Andy Manley, der in seinem Objekttheater "Nachtlicht" von den wundersamen Erlebnissen eines Kindes erzählt, das nachts nicht schlafen kann. Wer weiß, vielleicht kann die sprechende Espressotasse weiterhelfen?

Kindertheater: Ein frischgeschlüpftes Wesen erkundet die Welt in "Kleine Gefühle".

Ein frischgeschlüpftes Wesen erkundet die Welt in "Kleine Gefühle".

(Foto: Melisa Stein)

"Erst mit drei oder vier Jahren können Kinder überhaupt eine durchgehende Handlung erfassen", erklärt Andrea Gronemeyer. Deshalb präsentiere das Kuckuck-Festival "vordramatisches Theater", also Möglichkeiten für eine spielerische Erkundung der Welt bereits für Kinder von 18 Monaten an. Nicht kognitives Verstehen, sondern sinnliches Erleben stehen in den Aufführungen im Mittelpunkt. Wie schwingt, wie klingt ein Stein? Welche Überraschungen stecken in Alltagsgegenständen? Welche Wunder verbergen sich in der Dunkelheit, welche Geschichten in einem Klumpen Lehm? Zur Material-, Klang- und Welterkundung kommen erste Geschichten mit kleinen Dramaturgiebögen über Konflikte und Kooperation, Streit und Versöhnung hinzu.

Kindertheater: Knetfiguren in Rot und Blau streiten auf den Schultern von Annegret Geist in "Du hast angefangen! Nein, Du!"

Knetfiguren in Rot und Blau streiten auf den Schultern von Annegret Geist in "Du hast angefangen! Nein, Du!"

(Foto: Katrin Kabelitz)

Etwa in dem Figurentheater "Du hast angefangen! Nein du!", in dem zwei Knetfiguren, ein blaues und ein rotes Manschgerl, vor den Augen der Kinder entstehen. Sie beginnen zu streiten, über die Frage, "ob der Tag geht" oder "die Nacht kommt". Da die Figuren auf einer Drehbühne sitzen, gerät das Stück der Berliner Theatergruppe Geist nach dem gleichnamigen Bilderbuch von David McKee zu einer vergnüglichen Parabel über Perspektivenwechsel. Auch die Performance "Do-Re-Mi-Ka-Do" der niederländischen Gruppe "de Stille" setzt widerstreitende Gefühle in Szene. Zwischen einer Tänzerin und einer Musikerin entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die eine tanzt, die andere Musik macht. Mal passt das zueinander, mal aber auch nicht.

So unterschiedlich die neun Produktionen aus Italien, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, England und Deutschland auch sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: Die kleinen Zuschauer dürfen bei den 36 Veranstaltungen der diesjährigen Festival-Ausgabe schauen, hören, staunen, lachen, mitmachen - und sich bewegen. Dass die Kinder noch nicht wie die theatererfahrenen Erwachsenen ruhig auf ihrem Platz sitzen bleiben, sondern auch mal herumlaufen, oder zwischendurch in den Armen ihrer erwachsenen Begleiter einschlafen, wüssten die Künstler, sagt Gronemeyer. Eltern oder Großeltern machten diese Verhaltensweisen zuweilen nervös. "Aber ich kann Sie beruhigen: Die Künstler können damit umgehen, integrieren diese ganz normalen Reaktionen in ihre Vorführungen."

Kuckuck - Theaterfestival für Anfänger, 20. bis 30. März, Schauburg, Stadtmuseum, Evangelische Familienbildungsstätte Elly Heuss-Knapp, Termine: kuckuckfestival.com

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: