Kindertheater:Mit den Wolken kuscheln

Lesezeit: 2 min

Ganz schön eng hier: Danaé Bosman (unten) und Jotka Bauwens vom Tanztheater De Spiegel in "Boks". (Foto: Laure-Inne Iserief)

Zehn Stücke aus fünf Ländern beim Theaterfestival "Kuckuck"

Von Barbara Hordych, München

Die gute Nachricht gleich vorneweg: "Nachdem wir letztes Jahr mit 1900 Zuschauern eine ganz tolle Resonanz hatten, leider aber auch sehr vielen interessierten Eltern beim Kartenkauf absagen mussten, haben wir unser Angebot in der diesjährigen Festivalausgabe nahezu verdoppelt - es stehen jetzt zehn Produktionen aus fünf Ländern mit je drei Vorstellungen zur Auswahl", sagt Andrea Gronemeyer. Die Intendantin der Schauburg fungiert dieses Jahr erneut gemeinsam mit Mascha Erbelding von der Sammlung Puppenspiel im Stadtmuseum und Frank Striegler von der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Elly Heuss-Knapp als Gastgeberin des Theaterfestivals "Kuckuck". Vom 20. bis 27. März können bereits Allerjüngste erste Theatererfahrungen sammeln. In Produktionen, die auf 40 oder 50 Zuschauer begrenzt sind, "ein großer Luxus, ich weiß", sagt Gronemeyer bei der Vorstellung des Programms im Stadtmuseum. Gerechtfertigt sieht sie ihn dadurch, dass gerade die ersten Monate des Lebens so wichtig seien, um Synapsen im Gehirn auszubilden.

Im Zentrum der diesjährigen Festivalausgabe stehen Stücke, die sich mit der Schöpfung von Welt und Ich beschäftigen. Dazu gehört die Performance "Não Não" der Compagnie Le Vent des Forges aus Frankreich, die in der Schauburg zu Gast ist. Aus einer Tonplatte formen sie vor den Augen der Zuschauer eine ganze Welt, "wie in einem kleinen Amphitheater", sagt Gronemeyer. Nicht nur Ton, auch Mehl ist ein höchst wandelbares Material, das im Rhythmus von Entstehen und Vergehen eine ganz eigene Geschichte der Schöpfung erzählen kann. So zeigt die Schweizer Performerin Rahel Wohlgensinger in "Flow" im Stadtmuseum, wie aus Mehl zusammen mit Wasser erst ein Teig entsteht, der dann wiederum mit Feuer zu Brot wird.

Gerade in den Phasen, in denen Kinder viel mehr noch durch Bewegung als durch Sprache die Welt entdecken, sind räumliche Erfahrungen wichtig. Eine solche bietet "Boks" vom belgischen Tanztheater De Spiegel in der Schauburg: Zwei Performerinnen stecken in einem viel zu kleinen, quadratischen Raum fest und müssen herausfinden, wie sie miteinander zurechtkommen können. Wenn das Buchfink Theater aus Göttingen in der "Elly" in dem Stück "Elisa Bib" von einem Igelmädchen erzählt, das ohne Stacheln auf die Welt kommt, "dann ist das eine ganz zarte Geschichte zum Thema Behinderung, ohne dass dieses Wort überhaupt einmal ausgesprochen wird", sagt Frank Striegler.

Vor der vermutlich größten Herausforderung des Festivals steht die Schauburg-Chefin Andrea Gronemeyer. Dort kommt "Lumi" zur Uraufführung, eine Koproduktion mit dem belgischen Theatermacher Karel Van Ransbeeck. Sie richtet sich an die Allerkleinsten von drei Monaten an, die noch nicht laufen können. In dem Stück geht um das Einschlafen und Aufwachen - mit Licht, Schatten, Gesang und Bewegung setzen die beiden Darstellerinnen Geschichten vom Schäfchenzählen und Wolkenkuscheln in Szene. "Testkinder" sind mit ihren Eltern am 1. , 21. oder 23. Februar um jeweils 11 Uhr zu Probenbesuchen eingeladen, für die man sich schon jetzt bei michaela.oswald@schauburg.net anmelden kann.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: