Kinderbuch:Eins schöner als das andere

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Sjoerd Kuyper erzählt von einem Jungen, der alle Mädchen liebt, von der Uroma bis zur Kindergartenfreundin Nellie

Von Siggi Seuss

Schon nach den ersten Zeilen dieses Buches würde man als Erwachsener gerne schrumpfen - auf Gemüt, Verstand und Weltvertrauen des kleinen Helden Robin, fünf Jahre alt. Man möchte mit ihm aufwachen, an einem Frühlingssonntagmorgen. Kuschelschweinchen Schnuff schnurcht zwar noch, aber der Tag verspricht tausend Abenteuer, in der Erzählung "Robin ist verliebt" des Niederländers Sjoerd Kuyper. Was auf den ersten Blick wie eine naive, romantisierende Geschichte erscheint, ist etwas anderes: eine Erzählung aus der Weltsicht eines kleinen Kindes - einfühlsam übersetzt von Eva Schweikart - , eines Kindes, das in einem fürsorglichen und liebevollen Milieu aufwächst, mit Mama, Papa und Baby Suse, die Robin immer in den Bauch piksen kann, "bis sie tausend Jahre alt ist, weil ich dann nämlich schon älter als tausend bin". Natürlich verspricht der Junge, dass er das nur ganz sachte tun wird.

Was Robins Universum bestimmt, machen Marije Tolmans Illustrationen kongenial sichtbar - voller Fantasie, Farbe und Freundlichkeit auf den Punkt gebrachte Szenen, die federleichten Karikaturen ähneln.

Da die Tage nicht nur aus frühlingsfrischen Sonntagmorgen und heftigen "Verliebungen" bestehen, wird er auch mit traurigen Seiten des Lebens konfrontiert.

Es wimmelt in den Bildern von Herzchen, denn Robin und die Liebe - das ist ein ganz besonderes Kapitel. Es gibt ja um ihn herum so viele liebenswerte Geschöpfe: Frau Tieneke, die Erzieherin, die Uroma, genannt "Öhmchen", und die Kindergartenfreundin Nellie. Jedenfalls, bis sie sagt, er sei ein Blödhammel, weil verliebte Leute sich heiraten wollen und Robin doch keine alte Uroma heiraten könne. Aber da ist ja noch Sofie aus der ersten Klasse. Sie lächelt Robin immer an, bis sich seine Beine wie Schlabberjoghurt anfühlen. Und nicht zu vergessen: hundert und noch mehr Mädchen am Strand. Eins schöner als das andere! Und ja, Evi aus dem Kindergarten, liebt er auch, deren Papa schon tot ist. Robins Herz ist einfach riesengroß. Und seine Neugier aufs Leben genauso.

Da die Tage nicht nur aus frühlingsfrischen Sonntagmorgen und heftigen "Verliebungen" bestehen, wird er auch mit traurigen Seiten des Lebens konfrontiert, mit Öhmchens Tod. Aber die tröstlichen Worte und Gesten von Mama, Papa und Opa mindern den Schmerz und die Angst. Sie geben dem Kind Geborgenheit, Vertrauen und Zuversicht. Autor und Illustratorin spinnen dieses Milieu wie eine Art luftigen Kokon um den kleinen Helden herum. Nicht verniedlichend, nicht verkitscht oder pädagogisch überhöht, sondern mit unaufgeregt freundlichen und verständlichen Worten, die die Kinder erfreuen und erwachsenen Menschen zwischen den Zeilen mitteilen: So soll es sein. So kann es sein. (ab 4 Jahre)

Sjoerd Kuyper: Robin ist verliebt. Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart. Mit Illustrationen von Marije Tolman. Urachhaus 2022. 148 Seiten, 16 Euro.

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