Süddeutsche Zeitung

Kinderfragen:Wozu ist Religion gut?

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Eine Kindergruppe hat Spaß am Spiel mit dem Glauben, stellt Fragen zu den Weltreligionen und setzt die Antworten gleich in witzige Szenen um. Das Buch fördert das Wissen über fremde Kulturen.

Von Matthias Drobinski

Das Buch ist ein Gesamtkunstwerk: Ohne Jan von Hollebens Collagen mit Kindern und Gummibärchen, Holzklötzen, Pappschachteln, Steppdecken, Pappkartons und echten Bäumen wären die Texte in Ordnung, aber nicht sehr originell. Ohne die Antworten auf die Kinderfragen, die Jane Baer-Krause mit der Hilfe von sieben Experten aus verschiedenen Religionen formuliert hat, wären die Bilder originell, aber ohne rechte Ordnung. Collagen, Kinderfragen und Expertenantworten zusammen aber geben einen leichten, witzigen, verspielten Überblick über die fünf Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus, der trotzdem nicht flach wird. Das unterscheidet Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? von anderen Büchern, die manchmal ein bisschen angespannt daherkommen - man möchte bloß nichts falsch machen.

Die Fragen stammen von Sechstklässlern aus Berlin; Sie sind auch die Protagonisten auf den inszenierten Fotos, eine bunte Truppe mit erkennbarem Spaß am Spiel mit dem Glauben. Die Antworten sind in fünf Themenkreisen zusammengefasst, es geht grundsätzlich los: Wozu ist Religion gut? Glaubt jeder an irgendeinen Gott? Es folgen Grundsatzfragen über die verschiedenen Vorstellungen von Gott, der Seele, den Glaubensgrundlagen, über die vielfältigen frommen Praktiken, Gebräuche, Feiertage; das Buch endet mit den Todes- und Jenseitsvorstellungen der Religionen. Die Antworten erklären in einem freundlichen Ton, die Experten sind tolerant gesinnte gläubige Juden, Muslime, Christen, Hindus und Buddhisten - wobei, und das ist gut so, auch die Atheisten zu ihrem Recht kommen: Es glaubt eben nicht jeder an irgendeinen Gott. Es werden auch die Grenzen von Religionen nicht verschwiegen: Heilige Kriege, Fundamentalismus, Gruppen, die Menschen abhängig halten.

Illustration aus Jane Baer-Krause und Jan von Holleben: Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen?

Leseprobe

Einen Auszug aus dem Sachbuch "Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen?" stellt der Verlag hier zur Verfügung.

In den Collagen stellen die Kinder die Antworten nach, und oft geben erst diese Bilder den witzigen, auch ironischen Kommentar zu den Texten - wenn zum Beispiel beim Thema Sünde einem Mädchen eine gewaltige Schlange aus Süßigkeiten sich dem Mund nähert, oder wenn dort, wo es um erlaubte wie verbotene Speisen geht, ein Schwein aus hundert und mehr Gummibärchen auftaucht. Es ist dieser Subtext, der das Buch ausmacht: Zweimal hinsehen lohnt sich. (ab 12 Jahre)

Jane Baer-Krause und Jan von Holleben : Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Kinderfragen zu fünf Weltreligionen. Gabriel 2015. 184 Seiten, 16,99 Euro.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2015
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