Kinderbuchrecherche:Diese Kinderbücher empfehlen SZ-Leser

Von der Struwwelliese bis zur Ritterin: Leserinnen und Leser stellen ihre liebsten Kinderbücher vor, von denen manche sie noch im Erwachsenenalter begleiten.

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"Die Struwwelliese" von Cilly Schmitt-Teichmann

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Quelle: Verlag

Mehr als 50 000 Kinderbücher hat eine SZ-Datenanalyse untersucht. Sie zeigt, dass Kinderbücher immer noch voller Geschlechterklischees stecken. Aus diesem Anlass wollten wir von unseren Lesern und Leserinnen wissen, welche Bücher sie als Kinder am liebsten gelesen haben. Hier ist eine Auswahl:

Eines meiner absoluten Lieblingsbücher als kleines Mädchen war die "Struwwelliese" von Cilly Schmitt-Teichmann. Meine Mama las mir damals aus ihrem zerfledderten Exemplar aus den 1950ern vor und, genauso wie ich, hegte auch sie große Sympathie für die Struwwelliese: das Kleidchen verdreckt und zerrissen vom auf die Bäume klettern, das Schulheft vollgeschmiert und nicht in Schönschrift, und Gemüse mochte sie zudem auch nicht. Diese Liese war zweifelsfrei eine coole Socke und dass ich eine wilde Punkzeit in meiner Jugend hatte, ist bestimmt auch dieser Buchfigur zu verdanken. Struwwelliese hätte genau wie ich statt Lackschühchen Doc Marten's getragen. Natürlich wird Struwwelliese am Ende geläutert, aber das war für meine Mama und mich nebensächlich. Wir mochten beide das schlampige Lieserl. Als ich dann in meinen Zwanzigern bereits ausgezogen war, bekam ich von meiner Mama einmal zum Geburtstag mein eigenes Struwwelliese-Exemplar. Bleib so lieb, schlampig und unangepasst wie du bist, so mag ich dich am liebsten, sollte das wohl heißen.

Christina Skala

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"Matilda" von Roald Dahl

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Quelle: Verlag

Mein Lieblingskinderbuch ist "Matilda" von Roald Dahl. Mit Matilda hat Roald Dahl eine unglaublich starke und geradlinige Persönlichkeit geschaffen, die sich selbstbewusst den Ungerechtigkeiten, die ihr und anderen widerfahren, zur Wehr setzt. Dabei bestätigt sie keinesfalls die üblichen Stereotype oder Rollenklischees, indem Mädchen sich stets angepasst und wohlerzogen zu verhalten haben. Im Gegenteil: Matilda setzt sich für ihre eigenen Rechte ein und motiviert andere, dies ebenso zu tun. Damit stellt sie für mich ein Vorbild dar. Die Geschichte von Matilda gibt Jungen und Mädchen Mut, für die eigenen Rechte zu kämpfen, ihre Meinung zu sagen und auch einmal aus der Reihe zu tanzen. "All the reading she had done had given her a view of life that they had never seen." Dieses Zitat aus dem Buch beschreibt sehr schön, was ich mir von Kinderbüchern wünsche. Sie sollen Kinder, Jungen und Mädchen gleichermaßen, in eine Welt fernab ihres Alltags entführen und ungeahnte Möglichkeiten aufzeigen. Zudem sollen sie unseren Kindern Mut geben, anders zu sein, Geschlechterrollen aufbrechen und allgemein eine bunte Sicht auf die Welt vermitteln.

Lea N.

3 / 10

"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von Michael Ende

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Quelle: Verlag

Mein liebstes Kinderbuch ist "Jim Knopf". Als Kind habe ich die verschiedenen Welten, die Jim kennenlernt, geliebt, und diese Liebe ist nie verflogen: Da ist die kleine Insel Lummerland, die gerade Platz für 5 Einwohner hat und in der alles seine Ordnung behalten muss. Dann das eindrucksvolle China mit seinen Kindeskindern und lustigen Essgewohnheiten. Aber auch die Wüste, die roten Felsen und Kummerland haben mich fasziniert. Denn überall wird der kindliche Leser an der Seite von Jim mit ganz grundsätzlichen Ängsten konfrontiert: Dunkelheit, Verlassenwerden, Fremde, Monster und zuletzt mit dem Ort des Grauens, der Drachenstadt. Und doch wird gezeigt, dass viele der vermeintlich großen Schrecken harmlos sind: Der Schein-Riese Turtur wirkt bedrohlich, entpuppt sich jedoch als ein guter Freund. Und auch der Inbegriff des Bösen, der alle Ängste vereint - Frau Mahlzahn - kann besiegt werden und verwandelt sich zum Guten, dem Drachen der Weisheit. Sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen, sondern genau hinzusehen und auf das Fremde zuzugehen, das ist für jeden Leser eine schöne Botschaft!

Hannah B.

4 / 10

"Wie ich Fräulein Luise entführte und mit ihr eine geheime Reise unternahm" von Sabine Bohlmann

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Quelle: Verlag

Mein Lieblingsbuch der letzten Jahre, das ich meiner Tochter vorlese: "Wie ich Fräulein Luise entführte und mit ihr eine geheime Reise unternahm" von Sabine Bohlmann. Die 10-jährige Greta hat einen vollen Terminkalender - vermutlich hauptsächlich deshalb, weil ihre Eltern so viel arbeiten und keine Zeit für die Tochter haben. Einen Tag in der Woche reserviert sie heimlich für ihre Nachbarin, "Fräulein" Luise. Als diese aufgrund angeblicher Demenz ins Pflegeheim soll, wird Greta tätig: Sie entführt die alte Dame und fährt mit ihr im roten Flitzer nach Südfrankreich, wo Luise ihre Jugendliebe wiederfinden soll. Süße Bekanntschaften unterwegs, abenteuerliche Übernachtungen und - ich darf es verraten - ein Happy End. Wir haben es sehr genossen und ich glaube, ich hole das Buch morgen nochmal aus der Bücherei.

Nicole G.

5 / 10

"Sumchi - Eine wahre Geschichte über Liebe und Abenteuer" von Amos Oz

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Quelle: Verlage; Illustration Jessy Asmus

Dieses Buch habe ich damals von meinem Vater zum Geburtstag bekommen. Es war eines der ersten Bücher, die ich überhaupt gelesen habe. Durch dieses Buch habe ich meine Leidenschaft für gute Bücher entdeckt. Ich habe es nicht nur einmal, sondern etliche Male gelesen. Die Art und Weise, wie die Geschichte die Herausforderungen eines 11-Jährigen beschreibt, hat mich damals fasziniert. Es half mir, mit meinen Sorgen und Gedanken umzugehen.

Alexander H.

6 / 10

"Der geheimnisvolle Ritter Namenlos" von Cornelia Funke

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Quelle: Verlag

Es geht um eine Königstochter, die von ihren drei großen Brüdern nur geärgert wird und Spitznamen bekommt wie "Violetta Fliegenschreck". Also beginnt sie nachts das Rittersein zu trainieren und wird wirklich gut. Als Violetta alt genug ist zum Heiraten, veranstaltet der König ein Turnier um ihre Hand, an dem sie aber selbst teilnimmt, gewinnt und daraufhin den Gärtner der Schlossanlage heiratet und mit ihm glücklich wird. Mir gefällt das Buch deswegen so gut, weil es zeigt, dass man durch Bemühungen und wirkliches Engagement alles schaffen kann, was man will. Dass man nicht das schwache Mädchen bleiben muss, das von seinen Brüdern geärgert wird, sondern durch Arbeit und Durchhaltevermögen ganz viel erreichen kann.

Nora M.

7 / 10

"Molly Moon" von Georgia Byng

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Quelle: Verlag

Die vierteilige Buchreihe erzählt die Geschichte eines elfjährigen Mädchens in einem britischen Waisenhaus, das unter seiner schläfrigen Art und den damit verbundenen Hänseleien zu leiden hat. Durch Zufall gerät Molly an ein Buch über Hypnose und stellt fest, dass sie auf diesem Gebiet ungewöhnlich begabt ist. Mithilfe der Hypnose gelingt ihr ein Entkommen aus den prekären Verhältnissen im Waisenhaus und das Wiedersehen mit ihrem besten Freund Rocky. In den späteren Teilen wird alles etwas gefährlicher und fantastischer - aber auch spannender. Molly Moon vereint viele Eigenschaften in sich, die zum guten Vorbild für Kinder taugen: Sie schafft es, durch eigenen Willen und große Anstrengung ihren unschönen Lebensumständen zu entkommen, und ist trotzdem kein perfektes, fehlerloses Wesen, dem alles gelingt. In manchen Situationen wächst ihr der Erfolg über den Kopf und sie muss von anderen Charakteren wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Meist ist sie diejenige, die gefährliche Situationen löst, manchmal sind aber auch andere Personen die Retter in der Not.

Sophia G.

8 / 10

"Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende

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Quelle: Verlag

Mein Lieblingskinderbuch ist der "Satanarchäolügenialalkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende, den ich als Kind selbst gelesen und vor kurzem meinen Kindern vorgelesen habe. Erst jetzt, beim zweiten Lesen, ist mir aufgefallen, wie sehr dieses Buch meine heutigen Wertvorstellungen geprägt hat. Kritik an der Umweltverschmutzung, am Kapitalismus, der Glaube daran, dass auch das, was uns als "natürliche Feindschaft" zwischen Staaten, Religionen oder Geschlechtern von klein auf eingeimpft wird, überwunden werden kann - Michael Ende hat das alles spannend und liebevoll in ein Kinderbuch verpackt. Meine eher konservativen Eltern fragen mich manchmal mehr oder weniger scherzhaft, woher meine politische Einstellung kommt. Von zuhause ganz bestimmt nicht, denken sie. Doch, von diesem Buch, das sie mir damals geschenkt haben.

Verena M.

9 / 10

"Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie

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Quelle: Verlag

Eines von mehreren Büchern, die ich sehr empfehlen kann und die mit den alten Klischees aufräumen, ist "Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie. Der Protagonist erlebt verschiedene Abenteuer, bei denen ihn immer seine Begleiterin unterstützt, die häufig aufgrund ihres Geschlechts unterschätzt wird. Das Buch ist eines der wenigen Kinderbücher, die Geschlechterrollen so kindgerecht thematisieren.

E.W.

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"Der Grüffelo" von Axel Scheffler und Julia Donaldson

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Quelle: Verlag

Unser liebstes Kinderbuch und definitiv der Dauerbrenner in unserer Familie ist "Der Grüffelo". Ob als Hörbuch, Bilderbuch oder als Verfilmung - unzählige Male sind wir schon mit der kleinen Maus im Wald umherspaziert und haben mit ihr die wundersame Wendung von einem ängstlichen und kleinen zu einem mutigen und von allen gefürchteten Wesen durchlebt. Unsere jüngste Tochter, inzwischen fast 4 Jahre alt, konnte den Grüffelo bereits mit knapp 3 Jahren auswendig und auch unser Großer, fast 6-Jähriger, lauscht immer wieder gespannt der wunderbaren Mutmachgeschichte von Axel Scheffler und Julia Donaldson. Die eingängigen und anschaulichen Reime führen einen durch das spannende und mitreißende Abenteuer der kleinen Maus. Sie lehren uns, dass es - wie so oft im Leben - nicht auf äußerliche Größe und Stärke, sondern auf innere Selbstsicherheit und Mut ankommt. So lässt sich selbst das schrecklichste, furchterregendste Monster, der Grüffelo, in die Flucht schlagen. Und wenn es am Ende heißt "Im Wald, da hörte man niemand mehr. Die Maus knackte Nüsse und freute sich sehr", dann folgt nach einer kurzen Pause ein Einstimmiges: Nochmal vorlesen, noch einmal mehr!

Julia W.

© SZ.de/heka/luch/rus
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