Süddeutsche Zeitung

Kinderbuch:Sams

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Das Sams ist wieder da! Und darf diesmal Weihnachten feiern. Sein Schöpfer Paul Maar erweist sich einmal mehr als Meister des lustigen Chaos.

Von Roswitha Budeus-Budde

Gerade rechtzeitig zu den ersten Lebkuchen in den Geschäften - also eigentlich noch gefühlt im Sommer - lässt Paul Maar in einem neuen Band das Sams Weihnachten feiern. Die Geschichte, die am kommenden Montag erscheint, ist ein Seitenstück, angesiedelt zwischen der zweiten und dritten Fortsetzung der "Sams"-Reihe. Herr Taschenbier und sein seltsames Kind wohnen immer noch bei der grantigen Frau Rotkohl. Alle Wunschpunkte sind aufgebraucht, und so müssen die beiden, als es anfängt zu schneien, selbst ins Kaufhaus gehen, um dem Sams warme Sachen zu besorgen.

Dort ist inzwischen der übliche Weihnachtswahnsinn ausgebrochen. Eine Steilvorlage für den Autor Paul Maar, der seinen frechen kleinen Helden nun zum ersten Mal all den Weihnachtstrubel aus kindlich naiven Augen betrachten lässt. Da helfen auch die Erklärungen des Herrn Taschenbier nichts, das Sams ist für keinerlei Weihnachtssymbolik und die dazu passende Stimmung empfänglich. Es tut das, was man von ihm kennt, stören, Chaos verbreiten und freche Lieder singen. Torpediert die Werbeveranstaltung des Kaufhausdirektors, der mit einem Auftritt seiner Kinder - das Mädchen als Engel, der Bruder als Bär - das Publikum in Kauflaune versetzen will. Was schließlich mit der Flucht des Sams im Bärenkostüm endet. Später, in der Rolle des Weihnachtsmanns, liefert das Sams wieder einen bühnenreifen Auftritt. An Stelle des Herrn Taschenbier, der krank im Bett liegt, übernimmt es den Besuch bei der Tochter eines Arbeitskollegen. Die Eltern fallen fast in Schockstarre über das Verhalten dieses seltsamen Heiligen, der die obligatorische Frage an das Mädchen, ob es auch das ganze Jahr über brav gewesen sei, gleich selbst beantwortet: "Ich hoffe nicht." Auch für Frau Rotkohl gibt es wunderbare Szenen, etwa wenn sie ihren Grant dadurch auslebt, dass sie den Weihnachtsbaum gar nicht erst ins Haus stellen, sondern gleich entsorgen will.

Aber das Weihnachtfest selbst wird am Ende nicht entsorgt. Paul Maar zeigt vielmehr dessen ursprüngliche Bedeutung beim Festessen am Heiligen Abend, auch wenn er dazu dann gleich drei Samse braucht.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2017
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