Nachruf auf Wolf Erlbruch:So ein Mist

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Verstarb im Alter von 74 Jahren in Wuppertal: Wolf Erlbruch. (Foto: CHRISTINE OLSSON/AFP)

Wolf Erlbruch, der Illustrator des Kinderbuchs "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat", ist tot.

Von Moritz Baumstieger

Eigentlich klingt die Beschreibung schon nach dem Patentrezept für einen Bestseller: Einem niedlichen Wesen (Maulwurf) spielt das Schicksal übel mit (Kot landet auf seinem Kopf). Und die anschließende Suche nach dem Ursprung allen Übels entwickelt sich zu einem Roadtrip durch die Tierwelt, durchzogen von einer unschuldigen Dosis Pipi-Kacka-Humor: Das Buch "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" befriedigt seit 1989 nicht nur kindliche Neugier. Sondern auch aufs Vortrefflichste den Wunsch nicht weniger Tanten, Freunde, Patenonkels, die gerade noch erlaubte Prise Nonkonformismus unter den Weihnachtsbaum oder auf den Gabentisch beim Kindergeburtstags zu bringen.

Mehr als drei Millionen mal verkaufte sich die Heldenreise des kleinen Maulwurfs. (Foto: Peter Hammer/picture alliance)

Der Mann, der den von Werner Holzwarth getexteten Maulwurf so wunderbar anthropomorph in Szene setzte, ist nun am 11. Dezember im Alter von 74 Jahren in Wuppertal gestorben: Wolf Erlbruch, der seine Karriere als Grafiker in der Werbung begann und für internationale Magazine arbeitete und später an Hochschulen in Düsseldorf, Essen und Wuppertal lehrte, illustrierte seit 1985 Kinder- und Jugendbücher. Und tat das bald mit immensem Erfolg: Er wurde - nicht nur für den Maulwurf - mehrfach mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und mit dem Hans Christian Andersen Preis (2006), als bisher einziger Deutscher erhielt er zudem den "kleinen Nobelpreis", den Astrid-Lindgren-Memorial-Award.

Dabei wäre der kleine Maulwurf fast nicht zu seiner Heldenreise aufgebrochen: Es sei nicht einfach gewesen, einen Verlag zu finden, erzählte Erlbruch einmal in einem Interview, "die meisten fanden das Thema igittigitt". Als sich dann doch ein Verleger fand, musste der seinen Mut zu etwas Anrüchigkeit keinesfalls bereuen: Auch, wenn ein paar vorlesende Onkel und Tanten die Nase gerümpft haben mögen, verkaufte sich der Band mehr als drei Millionen Mal und wurde in 27 Sprachen übersetzt. Manche - und zu ihnen gehörte der feinsinnige Beobachter Wolf Erlbruch - können selbst aus Mist Gold machen.

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