Paläontologie:Alles auf Anfang

Paläontologie: Illustrationen aus Alina Bestard: Wie alles begann.

Illustrationen aus Alina Bestard: Wie alles begann.

Aina Bestard erzählt in einem grafisch transparenten Bilderbuch die Geschichte der Erde bis zum Auftritt der Homoniden.

Von Harald Eggebrecht

"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." So beginnt die Schöpfungsgeschichte in der Bibel. In Aina Bestards so elegantem wie lehrreichem Bilderbuch "Wie alles begann" lautet der entsprechende Satz so: "Vor rund 13,8 Milliarden Jahren existierte nichts von dem, was uns heute umgibt." Auf den folgenden pergamentpapierartigen, durchsichtigen Seite hat sie den Urknall als Lichtexplosion gezeichnet auf Vorder- und Rückseite.

Da schweben Seewesen durch ihr Element oder die Vögel erheben sich in den Äther oder Insekten durchflattern die Lüfte

Von da geht es in den Weltenraum zu Galaxien, Planeten und zu unserem Sonnensystem, das schon wieder auf festem undurchsichtigem Papier erscheint. Später im Buch wechselt die Autorin und Illustratorin dieser Geschichte unserer Welt vom Urknall bis zum Auftritt der ersten Hominiden in Afrika immer dann die Papierarten, wenn es um Transparenz, Wasser, Licht und Luft geht. Da schweben Seewesen durch ihr Element oder die Vögel erheben sich in den Äther oder Insekten durchflattern die Lüfte.

Paläontologie: Illustrationen aus Alina Bestard: Wie alles begann.

Illustrationen aus Alina Bestard: Wie alles begann.

Aina Bestard, in Mallorca geboren und in Barcelona lebend, hat im dortigen Museu de Ciències Naturals die Ausstellung "Planeta Vida", die der Geschichte der Erde und der Evolution gewidmet ist, als Vorbild genommen für ihr Bilderbuch. Das weckt vielfältige Assoziationen an naturgeschichtliche Werke oder erinnert an alte Lexika und ihre Farbillustrationen mit Schutzblatt. An solcherart Stichen und Lithografien hat sich Bestard orientiert. So hat das Buch einen bewusst altmodischen Touch, der aber die edle Gediegenheit und zeichnerische Genauigkeit der verehrten Vorbilder ebenso vermittelt wie das Vergnügen, eine eigene, elegante Façon des Illustrierens gefunden zu haben.

Also wird auch die geologische Geschichte der Erde, deren Überbleibsel aus Gestein der verschiedensten Art im ersten Eindruck auf ewig unbeweglich erscheinen, in diesem Bilderreigen lebendig und spannend. Erst recht, wenn sich das rote Lavameer dehnt, die Feuer und Asche speienden Vulkane ihre Kegel emporschieben, während der Hagel der Meteoriten einschlägt, dargestellt im Breitwandtableau des zweiseitigen Querformats. Einmal verführen diese Panoramen zum lustvollen Blättern, um an den aufregendsten Tafeln hängen zu bleiben, etwa bei Riesenlibellen oder Flugsauriern. Andrerseits ist Bestards Buch auch ein ganz reelles Nachschlagewerk, in dem man die wichtigsten Äoneneinschnitte des Werdens unserer Erde bis zu den Hominiden so präzis wie anschaulich nachvollziehen kann. Damit hat sie geschafft, dass ihre "wunderbare Geschichte der Erde" allen nutzt und Spaß macht, seien sie Kinder, Jugendliche oder schon erwachsen. Wer also etwas über Erdschichten wissen will, findet beispielsweise den Längsschnitt, der von der jüngsten Schicht mit Hominidenschädel bis hinunter zum Dickinsonia-Fossil reicht, von vor 550 Millionen. Für Saurierfans gibt es Saftiges zu sehen ebenso für Pflanzenfreaks.

Der Aufzug von Mammuts und Co. gibt dem Eiszeitpanorama die nötige Wucht. Am Ende schaut der Hominide aus dem Bild heraus uns an. So fremd er uns finden mag, so verwandt erscheint er uns. (ab 12 Jahre und Erwachsene)

Aina Bestard: Wie alles begann. Aus dem Katalanischen von Ursula Bachhausen. Gerstenberg Verlag 2022. 77 Seiten, 26 Euro. (Im Buchhandel ab 12.9.)

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