Kerner: Sendeplatzwechsel:Hässliche Angelegenheit

Gegen Hühnerwirte und Kuhmist kann Johannes B. Kerner nichts ausrichten, seine Quote ist schlichtweg katastrophal. Nun soll er es am Donnerstag probieren.

Marc Felix Serrao

Schönheitsoperationen sind riskant, das ist bekannt. Wer nicht aufpasst, hat hinterher eine schiefe Visage. Was Sat-1-Geschäftsführer Guido Bolten schon kurz nach seinem Start im Frühjahr verkünden konnte, fiel auch in die Kategorie Beauty-OP: Oliver Pocher wurde von der ARD geholt, Johannes B. Kerner vom ZDF. Viele sahen darin einen Versuch der Investoren-Eigentümer Permira und KKR, den Sender für einen späteren Verkauf aufzuhübschen.

Kerner: Sendeplatzwechsel: Falsche Sendezeit, falscher Sendetag? Oder liegt es an Johannes B. Kerner selbst?

Falsche Sendezeit, falscher Sendetag? Oder liegt es an Johannes B. Kerner selbst?

(Foto: Foto: dpa)

Schaut man sich nun, ein halbes Jahr später, die Zahlen an, sieht die Sache hässlich aus. Pocher konnte sich nach einem schwachen Start zwar zuletzt leicht steigern. Aber Kerners Werte sind auf dem Sendeplatz am Montag, 21.15 Uhr, schlicht katastrophal. Die dritte Ausgabe des Magazins sahen in dieser Woche noch 1,26 Millionen Menschen, in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen war das ein Marktanteil von 4,5 Prozent. Beim Start hatte Kerner da 7,6 Prozent, in der zweiten Sendung 6,4. Zum Vergleich: Im Schnitt kam Sat1 im November auf Marktanteile von 10,6 (gesamt) und 10,9 (14 bis 49) Prozent.

Liegt es am Moderator, an seinem Konzept? Es gibt viele, die das nun behaupten wollen. Oft sind es dieselben, die Kerner schon beim ZDF nicht mochten. Schaut man sich seine neue Sendung an, mit den Prominenteninterviews und den Service-Beiträgen zu Themen wie Büro-Doping, muss man sagen: Kerner ist der, der er immer war. Die Gründe für den Absturz sind wohl eher andere: falsche Sendezeit, falscher Sendetag.

So sollen Kerner und seine Redaktion von Anfang an dagegen gewesen sein, montags gegen die parallele, starke RTL-Programmierung ("Bauer sucht Frau") anzutreten. Doch im kommerziellen TV spielen kommerzielle Gründe eine andere Rolle als bei ARD und ZDF. Hatte Sat-1-Chef Bolten gehofft, mit dem frühen 21.15-Uhr-Sendeplatz höhere Werbeeinnahmen zu erzielen, um seinen teuren neuen Moderator zu refinanzieren?

Bei Pro Sieben Sat 1, das ist nun zu hören, wird über eine sofortige Sendeplatzverschiebung diskutiert. Angeblich geht es um den Donnerstagabend, 22.15 Uhr, ganz nach dem Vorbild von "Stern TV", das mittwochs zur selben Zeit mit Günther Jauch bei RTL zu sehen ist. Möglicherweise wirken sich diese Überlegungen schon in der nächsten Woche im Sat1-Programm aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: