Missbrauchsskandal:Glaube, Liebe, Zweifel

Missbrauchsskandal: Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln und für manche eine Reizfigur, kommt bald zurück. Werden Gläubige hingegen gehen?

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln und für manche eine Reizfigur, kommt bald zurück. Werden Gläubige hingegen gehen?

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die katholische Kirche mag in Jahrhunderten und Ewigkeit denken - ihre Mitglieder aber leben im Jetzt. Und fragen sich, ob sie bleiben sollen.

Ein Gastbeitrag von Husch Josten

Gott, ja, Kirche. Verbrechen. Lügen. Bornierte Weltfremdheit. Moralprediger ohne Anstand. Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und glaubt eher an die jungfräuliche Empfängnis als den hypokritischen, juristisch abgesicherten Stammeleien einiger Kirchenvertreter, die Millionen für PR ausgeben statt für die zahllosen Opfer ihrer Kirche. Und nun soll ein Kardinal nach Köln zurückkehren, der den breiten Rückhalt in seinem Erzbistum aus guten Gründen verloren hat, dem die Christen in Scharen davonlaufen, weil sie sich anders nicht mehr zu helfen wissen. Dieser Kardinal hat den rheinischen Katholizismus, der gerne fünf gerade sein lässt, gründlich fehlinterpretiert. Seine Rückkehr ist für viele zur finalen Entscheidungsfrage geworden: Gibt es noch irgendeine Rechtfertigung, Mitglied in diesem Verein zu bleiben? Bemüht um Antwort, stimmt mancher unter Korinther dreizehn das Hohelied an, den Gassenhauer aller Hochzeitslesungen, der Paaren mit Segenswunsch gern vom Pfarrer empfohlen wird. Aber damit ist das Kirchenproblem nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Es bleibt bei Glaube, Hoffnung, Liebe, diesen drei, und man fragt sich ernüchtert, was man noch glauben, hoffen und vor allem tun soll.

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