Man konnte ja fragen, was das sollte. Karl Heinz Bohrers lebenslange essayistisch-theoretische Anstrengungen hämmerten wenige grundlegende Motive ein: Kunst hat keine Botschaft, sie ist nicht gesellschaftlich anschlussfähig, die Affekte von Trauer, Schrecken und Hass lassen sich nicht begrifflich einfangen und therapeutisch beruhigen; der Modus ihres Erlebens ist Plötzlichkeit, der Bruch der Kontinuität. Und andererseits: Politik möge sich erhabener Formen bedienen. Die Künste, und hier schließt sich der Kreis, sind Orte der Befreiung von kommunikativ-sozialen Zusammenhängen. Damit wurden sie zum Widerspiel demokratisch-deliberativer Kultur und öffentlicher Moral mit ihren Konformismen.
"Was alles so vorkommt":Und das Romantische ist das Gesunde
Karl Heinz Bohrers letztes Buch enthält eine Lebenslehre.
Von Gustav Seibt
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