Man konnte ja fragen, was das sollte. Karl Heinz Bohrers lebenslange essayistisch-theoretische Anstrengungen hämmerten wenige grundlegende Motive ein: Kunst hat keine Botschaft, sie ist nicht gesellschaftlich anschlussfähig, die Affekte von Trauer, Schrecken und Hass lassen sich nicht begrifflich einfangen und therapeutisch beruhigen; der Modus ihres Erlebens ist Plötzlichkeit, der Bruch der Kontinuität. Und andererseits: Politik möge sich erhabener Formen bedienen. Die Künste, und hier schließt sich der Kreis, sind Orte der Befreiung von kommunikativ-sozialen Zusammenhängen. Damit wurden sie zum Widerspiel demokratisch-deliberativer Kultur und öffentlicher Moral mit ihren Konformismen.
"Was alles so vorkommt":Und das Romantische ist das Gesunde
Lesezeit: 5 min
Drama des historischen Bruchs: Viscontis "Gattopardo/Leopard". Für Karl Heinz Bohrer hat der Film hier seine Kulmination erreicht.
(Foto: 20thCentFox/imago images/Everett Collection)Karl Heinz Bohrers letztes Buch enthält eine Lebenslehre.
Von Gustav Seibt
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Aussteiger
Einmal Erleuchtung und zurück
Psychische Erkrankungen
Wie sich eine Depression äußern kann
Arbeit
Schluss mit dem Kaputtmachen!
Smartphone
Wie man es schafft, das Handy öfter wegzulegen
Feministische Außenpolitik
Feminismus und Geschwafel