Doppelpremiere Münchner Kammerspiele:Klettern gegen das Patriarchat

Doppelpremiere Münchner Kammerspiele: Katharina Bach hängt als Nora hier kurz mal in den Seilen, ist ansonsten aber eine sportive Fassadenkletterin.

Katharina Bach hängt als Nora hier kurz mal in den Seilen, ist ansonsten aber eine sportive Fassadenkletterin.

(Foto: Armin Smailovic/MK)

Felicitas Brucker erzählt an den Münchner Kammerspielen von Müttern, die gehen. Ibsens "Nora" und der Roman "Die Freiheit einer Frau" von Édouard Louis liefern die Vorlagen.

Von Christine Dössel

Wenn eine Intendantin vors versammelte Publikum tritt, hat das in der Regel nichts Gutes zu bedeuten. Meistens sind dann Krankheits-, Un- und Ausfälle zu verkünden. Barbara Mundel aber erscheint erst am Ende des fast vierstündigen Premierenabends in den Münchner Kammerspielen, nachdem es bereits einen sehr wohlwollenden, zum Teil richtig begeisterten Applaus gegeben hat. Nicht nur richtet sie einen Extra-Dank an die (wie stets nicht sichtbare) Technik und verkündet ein Glas Freisekt für alle; sie schwört, eingemummelt in einen schicken Schal, das Publikum auch schon mal auf den Winter ein. Dass wir bitte kommen mögen, auch wenn die Heizungen heruntergedreht werden. Eine Menschenansammlung strahle aus sich heraus Wärme aus und das Theater über die Geschichten, die es erzählt. Im Grunde rief sie das Theater zur Wärmestube aus, unabhängig von Putins Gas.

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