Kammermusik:Fern von München

Kammermusik: Markus Stockhausen (rechts) hat nicht nur ein Oktett für das Festival "Neuburg Musik" geschrieben, sondern wird mit Florian Weber eine Jazz Night gestalten.

Markus Stockhausen (rechts) hat nicht nur ein Oktett für das Festival "Neuburg Musik" geschrieben, sondern wird mit Florian Weber eine Jazz Night gestalten.

(Foto: Gerhard Richter)

Zwei Musiker des Kammerorchesters und der Komponist Tobias PM Schneid bescheren Neuburg an der Donau ein kleines Musikfestival. Das ist nicht ohne finanzielles Risiko

Von Sabine Reithmaier

Neuburg an der Donau ist ein schmuckes Renaissancestädtchen. Der Blogger Bernhard Jestl schwärmt von den Kirchen, dem Schloss mit den markanten Rundtürmen, dem Marstall oder der Bibliothek. Jestl ist im Hauptberuf Geiger beim Münchener Kammerorchester (MKO). Eigentlich geht es in seinem Blog um Musik respektive um das neue Kammermusikfestival, das zwei seiner Kollegen in eben jener Stadt ins Leben gerufen haben. Neuburg Musik nennt es sich, bietet Klassik, Avantgarde, Jazz und findet erstmals an diesem Wochenende statt.

Neuburg ist nicht unbedingt ein Pflaster für Neue Musik; das ist wohl auch der Grund, warum sich die zeitgenössischen Komponisten im Programm ein wenig hinter großen Klassikernamen verstecken. "Wir möchten möglichst viele Menschen für unsere Konzerte interessieren", erläutert Kelvin Hawthorne das Konzept. "Und niemanden vor den Kopf stoßen." Die Idee, ein Kammermusikfestival ins Leben zu rufen, entstand 2016, als Hawthorne, Solobratscher des MKO, mit Klarinettist Stefan Schneider nach einem Konzert beim Bier saß und von einer eigenen Konzertreihe fantasierte. Aber wo? Dass es nicht München mit seinem Überangebot an Veranstaltungen sein würde, war klar. "Erst dachten wir in Richtung Süden", erinnert sich Kelvin Hawthorne. Aber der Gegend mangelt es weder an Festivals noch an Konzerten.

Dann also in nördlichere Gefilde. "Wir wollten aber kein Raumschiff von außen sein", sagte Schneider, also nicht einfach einem Ort ein Festival überstülpen. Da passte es gut, dass die beiden bei ihrer Suche auf den Komponisten Tobias PM Schneid - PM steht für Peter Maria - stießen. Schneid hat bereits häufig mit dem MKO zusammengearbeitet und lebt in Neuburg. Die Musiker kannten den Ort, hatten sie dort doch Schneids "Symphony of Changes" 2001 uraufgeführt. Schneid, der selbst bereits mit einem Festival geliebäugelt hatte, begeisterte sich sofort für die Idee. Ein Verein Neuburg Musik wurde gegründet. Zum Glück stand auch die Stadt dem Festivalgedanken wohlmeinend gegenüber, entschied sich für eine finanzielle Unterstützung. Trotz einer Reihe weiterer Sponsoren hat die finanzielle Situation dem Team schon einige schlaflose Nähte bereitet. Lange waren sich die Musiker einig darüber, das Festival platzen zu lassen, wenn bis Dezember 2017 die Finanzierung nicht gesichert sei. "Dann war Dezember, wir hatten nicht genügend Geld und wir ließen es nicht platzen", bilanziert Schneider. Jetzt kommt es darauf an, wie viel Publikum sich zu den sechs Konzerten locken lässt.

Das Programm reicht von Mozart über Beethoven und Schubert bis hin zu zeitgenössischen Werken und Improvisationen. Das erste Konzert am Freitagabend (19.30 Uhr) nennt sich "Mozart plus". Das MKO mit Chefdirigent Clemens Schuldt spielt zwei Mozart-Symphonien, aber auch Thomas Adès' höchst komplexes Violinkonzert "Concentric Paths. Solist ist Augustin Hadelich, Grammy-Gewinner und einer der großen, jungen Geigenvirtuosen. Nach Mozart folgt am Samstag (16.30 Uhr) "Beethoven plus". Kammersolisten des MKO werden ein Septett des Altmeisters spielen, dazu gibt es Oktette von Jörg Widmann und Markus Stockhausen, letzteres eine Uraufführung, eigens für Neuburg geschrieben. Später (20.30 Uhr) greift Stockhausen zur Trompete und gestaltet mit Florian Weber am Piano eine Jazz Night. Weitere Oktette folgen am Sonntag, eines von Schubert, das zweite vom jungen Wolfratshauser Komponisten Gregor A. Mayrhofer.

Zuvor aber empfiehlt sich ein Spaziergang. Perkussionist Johannes Fischer, ARD-Preisträger, hat drei musikalische Stationen aufgebaut, los geht es um 11 Uhr an der Markthalle. "Es ist ein tolles Gefühl zu sehen, wie alles gewachsen ist", sagt Hawthorne. Jetzt müssen bloß noch die Besucher kommen.

Neuburg Musik, Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. März, Neuburg an der Donau

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: