Debatte um das deutsche Kaiserreich:Im Zweifel für den Zweifel

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Kontinuitäten und Diskontinuitäten: die Mitglieder der deutschen Frauenbewegung der Jahrhundertwende Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily Braun, Minna Cauer und Sophie Goudstikker (von li.). (Foto: Scherl/SZ Photo)

Zum 150. Jahrestag der Gründung tobt ein hitziger Streit um die Deutung des deutschen Kaiserreichs. Aber worüber genau wird eigentlich gestritten? Und warum? Ein Ordnungsversuch.

Gastbeitrag von Oliver F. R. Haardt

Das Kaiserreich war komplex. Betrachtet man es nuanciert, erkennt man gute und schlechte Seiten, anhand derer man - je nach Perspektive - diverse historische Kontinuitäten ausmachen kann, die teilweise bis in die Gegenwart reichen. Das alles sind geradezu banale Aussagen. Sie gelten für das Kaiserreich genau wie für jedes andere staatliche Gebilde, das sich in der Moderne auf der europäischen Landkarte breitmachte. Und doch sind diese Binsenweisheiten gerade - mehr als drei Jahrzehnte, nachdem David Blackbourn und Geoff Eley die Sonderwegsthese auf das Abstellgleis historiografischer Theorien befördert haben - Gegenstand eines immer intensiver geführten Streits unter deutschen Historikerinnen und Historikern, der im Zuge des 150. Jahrestags der Reichsgründung nicht nur in Fachbüchern, sondern auch in der breiteren Feuilleton-Öffentlichkeit ausgefochten wird.

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