Kabarett:In der Hysterie-Maschinerie

Monika Gruber

Beten und lachen: Monika Gruber, einstmals Fremdsprachensekretärin, heute umwerfend erfolgreiche Komödiantin, sehnt sich nach einer kreativen Pause. Die will sie nun einlegen – nicht zuletzt, um an einem neuen Programm zu arbeiten.

(Foto: Toni Heigl)

Sag zum Abschied nochmal "Wahnsinn!": Monika Gruber gibt vor ihrer einjährigen Auftrittspause ein letztes Mal ihr Erfolgsprogramm zum Besten - vor 22 000 Menschen in der zweifach ausverkauften Olympiahalle

Von Oliver Hochkeppel

Es wäre ungerecht und böse, sie zum bayerischen Gegenstück von Mario Barth zu erklären. Der Vergleich drängt sich nur deshalb auf, weil sich Monika Gruber wohl als erste deutsche Komikerin ebenso erfolgreich am Stadionformat versuchen könnte wie der Berliner, der mit dem ausverkauften Berliner Olympiastadion im Buch der Rekorde steht. Die Gruberin, wie sie sich gerne selbst nennt, geht zwar jetzt erst einmal "nur" in die hiesige Olympiahalle, das aber zwei Mal und so erfolgreich, dass der Server ihrer Agentur unter dem Ansturm auf die Tickets zusammenbrach. Beide Vorstellungen an diesem Mittwoch und Donnerstag, zugleich die Dernièren ihres Programms mit dem auch dazu passenden Titel "Wahnsinn!" sind dementsprechend seit langem ausverkauft.

Man darf es ihr schon glauben, dass sie beim Buchen der 11 000 Besucher fassenden Halle seinerzeit ein mulmiges Gefühl hatte und inständig hoffte, "dass nicht nur meine bucklige Verwandtschaft da ist". So wie die kleine Monika von einer derartigen Karriere wohl auch nur träumen konnte, als sie in den Achtzigerjahren in Tittenkofen im Landkreis Erding aufwuchs. Getreu ihrer bayerischen Natur fand sie ihr erstes Engagement zur Jahrtausendwende bei Georg Maiers Iberl-Bühne. Parallel dazu entwickelte sie 2002 ihr Kabarett-Alter-Ego, die Kellnerin Monique. Mit ihr ging es bald danach steil aufwärts. Ihre Fernsehpräsenz machte sie zur Kleinkunst-Größe. Vom "Kanal fatal" über "Die Komiker", mehrere Formate mit Günter Grünwald und den Boulevard-Comedy-Mix "Leute, Leute" bis zu "Die Klugscheißer", wo es an der Seite von Bruno Jonas und Rick Kavanian auch mal ins politische Kabarett ging. Mit dem Erfolg im rein komischen Fach ging die Nachfrage als Schauspielerin einher - was sie mit Kabarettkollegen wie Sigi Zimmerschied, Jockel Tschiersch, Hannes Ringlstetter oder Matthias Egersdörfer eint: Im "Kaiser von Schexing" spielte sie eine Hauptrolle, in "Hubert und Staller", "Heiter bis tödlich" und "München 7" tragende Nebenrollen.

Ihre Qualitäten sind ihr Tempo und ihre Präsenz, ihr Talent fürs humorvolle Erzählen und die Authentizität ihrer Geschichten. Das zieht sich auch durch "Wahnsinn!". Darin redet die Gruberin heftig gegen das an, was sie "eine Hysterie-Maschinerie und Empörungskultur" nennt: "Die Leute entfernen sich von ihrer Intuition, das zu tun, was früher als vernünftig galt. Exotisch ist das neue Normal. Und was früher normal war, ist heute spießig, abartig oder reaktionär." Das kann, von der Blind-Date-Beschreibung bis zur zum Event-Manie-Bashing sehr lustig sein, vor allem im Gegenschnitt zu bodenständigen Szenen aus der Ehe der Eltern. Es kann aber auch mal platt bis populistisch werden: Über Applaus von der falschen Seite muss sich Gruber jedenfalls nicht wundern, wenn sie Sätze sagt wie etwa jenen zur Flüchtlingskrise: "Seit 2015 hab ich Angst - und ich erwarte, dass ich ernst genommen werd und mich nicht dafür verteidigen muss."

Wie das live rüberkommt, davon kann man sich, sofern man Karten bekommen hat, noch zwei Mal überzeugen. Danach will Gruber mehr als ein Jahr Pause von der Bühne machen, sich mehr ins Privatleben stürzen und 2021 mit einem neuen Programm wiederkommen. Und sie will danach ebenfalls verkünden, wie sie sich weiter im Streit mit dem Chef des Deutschen Theaters verhält. Der hat sie, laut verschiedenen Boulevard-Zeitungen, mit dem Erheben einer Gebühr für einen Werbestand bei einem ihrer Abende derart verärgert, dass sie dort nicht mehr auftreten will. Doch soll sie nun just im Deutschen Theater an Markus Söder den Valentinsorden übergeben. Kein Witz.

Monika Gruber, Mittwoch und Donnerstag, 11. und 12. Dezember, 19.30 Uhr, Olympiahalle, Spiridon-Louis-Ring 21 (ausverkauft)

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