Kabarett:Endspiel in Österreich

Hosea Ratschiller auf Karl Kraus' Spuren

Von Oliver Hochkeppel

Manchmal braucht es nur Kleinigkeiten, um etwas zum Laufen zu bringen. Dem Klagenfurter Satiriker, Aphoristiker, Kolumnisten, Schauspieler, Autor, Rundfunkmoderator und nicht zuletzt Kabarettisten Hosea Ratschiller fehlte bislang die perfekte Form, um seine Geistesblitze und bösen Miniaturen adäquat auf die Bühne zu bringen. Vielleicht hätte er früher auf seinen Landsmann Karl Kraus kommen können, mit dem er in puncto intellektuellem Selbstbewusstsein einiges gemeinsam hat.

Jedenfalls hat Ratschiller der Einfall, sein neues Programm "Der allerletzte Tag der Menschheit" zu nennen, eben in Anknüpfung an Kraus' Werk, weit mehr als nur die Aufmerksamkeit von Presse und Publikum verschafft. Indem alte und neue Szenen sich in einen Tagesablauf - ein heißer Sommertag im Österreich des Jahres 2015 - fügen und musikalisch von den beiden großartigen Musikkabarettistinnen Birgit und Nicole Radeschnig unterlegt werden, hat Ratschiller einen Rahmen gefunden, der sein Programm zu mehr als nur zur Summe seiner Teile macht. Seine Figuren sind nun selbst unsympathisch, arrogant, absurd oder lächerlich und laden ihre Monstrosität nicht mehr auf ihren Darsteller ab. Rund um Obdachlose und Oligarchen, Kebab-Standler und Kieberer entfaltet sich eine Satire auf unsere (End-)Zeit und ihre Typen.

Hosea Ratschiller & RaDeschnig, Sonnatg, 21. Februar, 18 Uhr, Hofspielhaus, Falkenturmstr. 8

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