Kabarett:Der Zwerg ruft

Die "Science Busters" aus Wien erklären im Lustspielhaus die Wissenschaft der Serie "Game Of Thrones"

Von Oliver Hochkeppel

Science Busters - Wer nichts weiß muss alles glauben; Science Busters

Fast wie im US-Fantasy-Hit: Martin Moder, Elisabeth Oberzaucher, Martin Puntigam und Florian Freistätter (v. l.) erforschen rein wissenschaftlich die Geschmacksgrenzen.

(Foto: Hubert Mican/ORF)

Inzwischen veranstaltet ja jede zweite Lesebühne auch "Science Slams" und populärwissenschaftliche Comedy von Bühnenkünstlern wie Eckart von Hirschhausen oder Vince Ebert, die früher mal Medizin oder Physik studiert haben. Doch die echte Kreuzung von Kabarett mit Naturwissenschaft, wer hat's erfunden? Nein, das waren nicht die Schweizer, sondern die Österreicher. 2007 ließen sich die Wiener Austrophysiker Werner Gruber und Heinz Oberhummer vom Kabarettisten und "staatlich anerkannten Studienabbrecher" Martin Puntigam ihre fürs große Publikum gedachten Veranstaltungen humoristisch auffrisieren. Die Science Busters waren geboren und entwickelten eine enorme Dynamik. Aus der typischen Mischung aus kruden Live-Experimenten und Kreuzverhören der Forscher durch Puntigam entstanden diverse Programme und preisgekrönte Bücher. Und selbst der plötzliche Tod von Oberhummer 2015 - die Busters haben danach einen mit 20 000 Euro und einem Glas Alpaka-Kot dotierten "Heinz Oberhummer Award" für Wissenschaftskommunikation ausgeschrieben - und das Ausscheiden von Gruber 2016 haben der schrill-komischen Aufklärerei keinen Abbruch getan.

Im Gegenteil, mittlerweile ist aus dem Trio ein je nach Programm in wechselnden Besetzungen auftretendes siebenköpfiges Team geworden, mit Kapazitäten aus nunmehr verschiedensten Wissenschaftsfeldern, die Puntigam zum Äußersten treibt: Schon seit 2015 sind der Astronom und Science-Blogger Florian Freistätter und der Molekularbiologe, Leiter des Geschmackslabors an der Uni Graz sowie Leiter des Zentrums für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation Helmut Jungwirth dabei. Nach und nach stießen der Molekularbiologe - und 2014 erster Science-Slam-Europameister - Martin Moder, die Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher, der Chemiker Peter Weinberger und schließlich auch der seit jeher wissenschaftlich affine Kabarettist Gunkl alias Günther Paal dazu.

Man darf behaupten, dass die Science Busters auch selbst zu den größten Nutznießer des von ihnen mitausgelösten Trends gehören: 2016 bekamen sie den Deutschen Kleinkunstpreis und für das Buch "Das Universum ist eine Scheißgegend" den Publikumspreis beim "Wissensbuch des Jahres", im vergangenen Jahr folgten der Salzburger Stier und der Publikumspreis des Österreichischen Kabarettpreises. Letzten gab es für ihre schon seit 2011 laufende ORF-Fernsehserie "Wer nichts weiß, muss alles glauben", mit der sie in ihrer Heimat richtige Stars geworden sind. Auch nach nun 75 Ausgaben - zuletzt eine über das Thema Impfen - kann man sogar steigende Quoten vorweisen. In Deutschland kann man die Sendungen eine Woche lang nach der Ausstrahlung auf der "TVthek" des ORF anschauen.

Im Lustspielhaus zeigen sie jetzt in der Besetzung Puntigam, Oberzaucher, Moder und Freistätter in einer Doppelvorstellung ihr neues Bühnenprogramm "Winter Is coming - die Wissenschaft von ,Game Of Thrones'". Wieder eine typische Science-Busters-Idee, ausgerechnet den weltweit erfolgreichen amerikanischen Fantasy-Reißer wissenschaftlich abzuklopfen. Also unter anderem zu erklären, wie man sachgerecht enthauptet, womit man White Walkers isoliert, wo es die beste "Milk Of The Poppy" gibt oder wer das Drachenklo leert, wenn Daenerys auf Urlaub fährt. In jedem Fall ist an die Besucher der Dresscode "Winterfell" ausgegeben.

Science Busters, Sonntag, 27. Januar, 14 und 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstraße 8

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