Jungsgeschichte:Arschbombe im Teich

Kinder- und Jugendliteratur
Erscheinungsdatum 16. März 2018

Illustration aus Finn-Ole Heinrich, Dita Zipfel und Halina Kirschner: Trecker kommt mit.

(Foto: Verlag)

Das Bilderbuch erzählt vom männlichen Lieblingsspielzeug, dem Trecker. Als der bei einem Umzug nicht mit in die Stadt soll, spielt der Junge großes Theater, denn ohne Trecker kann er nicht leben. Und ist sehr überzeugend.

Von Rudolf Neumaier

Die Familie zieht in die Stadt, und das Kind, vermutlich ein Junge, will auf dem Land bleiben. Es lehnt sich auf, denn es gibt Wichtigeres im Leben als das, was Erwachsene im Schilde führen. Einen Traktor zum Beispiel. Eine solche Maschine gibt Halt in Zeiten des Umbruchs und Umzugs, er ist der motorisierte Anker für Fantasie und andere Träume.

Penetranterweise heißt der Traktor in diesem Bilderbuch "Trecker". Das Wort "Trecker" klingt in vielen Regionen Deutschlands so fremd wie "Pipimachen" und "Schrippe" beziehungsweise "Stulle". Dort kann es bei Eltern, die bei der Lektüre auf Sprachklang achten, Gänsehaut verursachen. Andererseits wissen sie ja, was sie beim Erwerb eines Buches mit dem Titel "Trecker kommt mit" erwartet. Sie müssen beim Vorlesen simultan übersetzen.

Finn-Ole Heinrich, der für sein Buch "Frerk" vor sechs Jahren den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, und Dita Zipfel haben den Text für Kinder ab drei Jahren verfasst. Für Zipfel ist es das Debüt als Kinderbuchautorin. Halina Kirschner hat das Buch illustriert. Sie kommt mit einer überschaubaren Farbpalette aus: Schwarz, Weiß, ein helleres und ein dunkleres Türkis sowie ein sattes und ein dezenteres Orange reichen ihr, um mit ihrem starken Strich ein Panoptikum des schönen Landlebens zu entwerfen.

Ein Schwein hüpft mit Arschbombe in einen Teich, der Traktor fängt mit dem Lasso eine Kuh ein, wenn er nicht gerade mit Frau und Herrn Gans Kopfstand macht oder die Maus mit seinem Frontlader zur Obsternte auf den Baum hievt. Genauso problemlos stemmt er aber auch einen Elefanten, wenn's drauf ankommt. Diese Bilder sind großartig, die Geschichte dazu gerät fast zur Nebensache. Und das ist ja der Sinn von Bilderbüchern: dass die Kinder diese Bilder selbst anschauen und darüber nachdenken.

Die Geschichte besteht aus dem Monolog des Jungen. Er hält ein Plädoyer. Ein Leben ohne Traktor ist für ihn vollkommen unvorstellbar. Der Bulldog ist eine Multifunktionslebenshilfe: Er "bewacht das Haus. Wirft Schatten. Bellt Hunde an. Bringt mich zur Schule. Wer mich ärgert, den macht er platt. Gibt's ein Problem, fährt er es weg." Kann es etwas Besseres geben als einen Traktor? Nein.

Finn-Ole Heinrich, Dita Zipfel, Halina Kirschner: Trecker kommt mit. Mairisch Verlag, Hamburg 2017. 32 Seiten, 15 Euro.

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