Junge Musik:Gemeinsam stark

Das Klangfest im Gasteig ist eine Leistungsschau unabhängiger Plattenlabels, Musikverlage und Produzenten. Auf vier Bühnen sind 32 Bands und Künstler zu hören

Von Oliver Hochkeppel

Aufmerksamkeit wünscht sich jeder Künstler zuallererst. Für Musik aber, die nicht in der Marketingmaschinerie der großen Plattenfirmen steckt, ist es immer schwieriger geworden, überhaupt Gehör zu finden. Weil man gemeinsam mehr erreichen kann, schlossen sich deshalb 1993 elf kleine deutsche Labels zum "Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Musikproduzenten" (VUT) zusammen. Inzwischen ist man mit rund 1300 Mitgliedern und fünf Regionalverbänden die größte Organisation ihrer Art in Europa. Und zu den wichtigsten öffentlichen Aktivitäten gehört seit sieben Jahren das in Kooperation mit dem Kulturreferat veranstaltete "Klangfest" des VUT Süd im Gasteig, das stets am Pfingstsamstag über die Bühne geht.

Es ist eine Leistungsschau, ein Schaufenster der hiesigen Independent-Szene. Los geht es um 13 Uhr mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum Thema "Muggen spielen oder VCs begeistern? - Neue Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft". Anschließend präsentieren sich Dutzende von Firmen und Labels an unter den Titel "CD-Salon" gestellten Ständen zwischen dem Glashaus und dem Carl-Orff-Saal. In der Medienlounge schließlich stellen sich so gut wie alle anwesenden Künstler den Fragen von vier Münchner Musikjournalisten und des Publikums.

Womit wir beim Wichtigsten wären, der Musik. Wie eh und je präsentieren sich 32 Bands oder Solokünstler auf vier Bühnen. Auf der großen Open-Air Bühne im Hof spielen die vermeintlich publikumswirksamsten Acts. Los geht es da mit Stefan Straubingers Spui'maNovas, die bayerische Tanzmusik mit unkonventioneller Besetzung in die Gegenwart holen. Mit dabei sind dann der junge Popsänger Philipp Partosch, der es mit seinem Debüt "New Way" ebenso wie sein weibliches Pendant Coco Hecht mit "Immer wenn ich tanz" schon in die Airplay-Charts geschafft hat, die Metaller Rizon, die Bayern-Rocker Gringo Bavaria und Da Boanad, die Latin-Rocker Change Leon und als altgedientester und wohl bekanntester Vertreter der Münchner Wally Warning, der sein neues Album "Footsteps" vorstellt. Mit dem bewährten Weltmusik-Mix aus karibischen Rhythmen, Blues und Soul, und mit seiner ebenso bezaubernden wie erfolgreichen Tochter Ami an seiner Seite.

Die Black Box bleibt wie immer eher den Club-Sounds vorbehalten, den zwischen Klassik, Art-Pop und Elektro changierenden Mockemalör etwa, deren neues Album "Riesen" immerhin vom Bilderbuch-Produzenten Zebo Adam aus Wien produziert wurde. Oder den Rappern Taiga Trece, Boshi San und L One. Freilich darf dort zunächst die Siegerband des Publikumswettbewerbs antreten, die Prog-Rocker Prognostic, aber auch eine wilde Multikulti-Band wie Gurdan Thomas.

Ganz bunt, zwischen allen möglichen Genres und Stilen hin- und herwogend geht es im Kleinen Konzertsaal und im Carl-Orff-Saal zu. Zum Beispiel mit der großartigen Sängerin Andrea Pancur und ihrem Alpen-Klezmer, mit den schillernden Chansons von Sandra Hollstein, mit dem Multistilisten Azhar Kamal, der schon mit Stars von Jamiroquai bis Milva spielte, mit dem Münchner Singer/Songwriter Benny Steinbach oder mit dem Musikkabarett-Trio Ciao Weiss-Blau. Zum ersten Mal kommt auch ein in den USA lebender Künstler zum Münchner Klangfest: die nicht nur wegen ihres Instrumentes außergewöhnliche Harfengitarristin Muriel Anderson. Das Kinderprogramm bestreitet der weiße Griotsänger Tormenta Jobarteh.

Der früher gut besetzte Jazz ist heuer nur mit dem Gesangstrio Die Drei Damen und dem famosen Bass/Gesangs-Duo Le Bang Bang halbwegs vertreten, die Klassik einzig durch die - Bach und Tango freilich auch improvisierende - Cellistin Ruth Maria Rossel. Cheforganisatorin Petra Deka erklärt das so: "Wir können nur aus dem Kreis der Bewerber schöpfen."

8. Klangfest München, Samstag, 3. Juni, Gasteig, Rosenheimer Straße 15

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