Chansonsängerin:Juliette Gréco ist gestorben

Chansonsängerin: Juliette Gréco im Jahr 1979

Juliette Gréco im Jahr 1979

(Foto: Pierre Guillaud/AFP)

Die Grande Dame des französischen Chansons wurde 93 Jahre alt. In ihrer Jugend begegnete sie Persönlichkeiten wie Jean-Paul Sartre, Picasso oder Simone de Beauvoir.

Juliette Gréco hat mit ihrer dunklen Stimme die schönsten Lieder über Liebe und Leid ins Mikrofon gehaucht. Nun hat sich die Grande Dame des französischen Chansons im Alter von 93 Jahren von der Welt der Musik für immer verabschiedet. Die französische Sängerin starb am Mittwoch in ihrem Haus in Ramatuelle in Südfrankreich, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Familie berichtete. Der Nachwelt hinterlässt Gréco Hunderte von Liedern und Interpretationen, darunter "Sous le ciel de Paris" oder "Deshabillez-moi".

Mit Gréco ist nach Édith Piaf und Barbara Brodi die letzte große Chansonnette Frankreichs von der Bühne gegangen. Jahrzehntelang interpretierte sie die Lieder der größten Chansonniers wie Jacques Brel und Brassens und die schönsten Texte von Schriftstellern wie Françoise Sagan, Jacques Prévert, François Mauriac und Albert Camus. "Si tu t'imagines" oder "L'Éternel féminin" gehörten Ende der 1940er Jahren zu ihren großen Hits.

Gréco begegnete der künstlerisch-intellektuelle Elite der damaligen Zeit

Entdeckt hat sie der französische Philosoph und Existenzialist Jean-Paul Sartre in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Prés, dem Pariser Intellektuellenviertel par excellence in den 1950er Jahren. Nachdem er sie eines Abends im "Tabou" hatte singen hören, lud er sie in seine Wohnung ein. Dort durfte sie sich zwei seiner Gedichte aussuchen, die er dann vertonen ließ. Die fertigen Chansons überließ er ihr.

Durch Sartre wurde sie auch in die künstlerisch-intellektuelle Elite der damaligen Zeit eingeführt. Gréco begegnete jenen Leuten, die wie sie bis heute als Ikonen gehandelt werden, damals aber noch ganz ordinäre Gesprächspartner an Tisch sieben waren: Picasso, Cocteau, Camus, Prévert, Merleau-Ponty, Boris Vian, Simone de Beauvoir, später dann Serge Gainsbourg und Miles Davis. Nach vergleichbaren Zirkeln sucht man heute weltweit vergebens.

Wie ihre Gesprächspartner zu Tisch kleidete sich Gréco schwarz. Blasses Gesicht, schwarze Haare und schwarze Kleider: Diesem Stil blieb Gréco ihr ganzes Leben lang treu. Die Muse von Saint-Germain-des-Prés und Lady in Black wurde die zierliche Diva deshalb auch gerne genannt.

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Schwarze Haare, schwarze Kleider, diesem Stil blieb Juliette Gréco treu. (Archivbild von 2013)

(Foto: AFP)

Gréco wurde am 7. Februar 1927 im französischen Montpellier geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils bei der Großmutter und in einem Kloster, denn ihren Vater kannte sie kaum, und ihre Mutter war während des Zweiten Weltkrieges in den Widerstand getreten.

Gréco war gerade einmal zehn Jahre alt, als sie 1937 erstmals öffentlich auftrat. Doch bald darauf wurde ihre Mutter mit ihren beiden Töchtern 1943 von der Gestapo verhaftet. Juliette wurde drei Wochen lang im Gefängnis von Frèsnes festgehalten, Mutter und Schwester überlebten die Internierung im KZ Ravensbrück. 1959 trat Gréco als eine der ersten französischen Sängerinnen im Nachkriegsdeutschland auf.

Nicht nur in ihren Liedern ging es leidenschaftlich und stürmisch zu. Gréco war mehrmals verheiratet, darunter auch mit dem inzwischen verstorbenen Schauspieler Michel Piccoli. Zu den frühen Liebschaften gehörte der legendäre schwarze Jazz-Trompeter Miles Davis. Im Jahr 1988 heiratete sie den Pianisten Gérard Jouannest, ihren langjährigen musikalischen Begleiter.

Ihren Abschied von der Musikwelt hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Sie singe seit 65 Jahren, das sei ein langes Arbeitsleben. Ihre Abschiedstournee "Merci" hatte sie auch nach Deutschland geführt.

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'Juliette GRECO', Konzert im Friedrichstadt Palast, Berlin, 16.11.2015; greco

Profil
:Juliette Gréco

Grande Dame des Chansons, die nun in Berlin ihren Abschied gab.

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