Julian-Schnabel-Ausstellung in Aarhus:Schau mich an, ich hör dir zu

Julian Schnabel, Anno Domini, 1990

"Anno Domini" (1990).

(Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2018/courtesy the artist/Julian Schnabel Archive)

Julian Schnabel war einst Rebell, Zerstörer, Überwinder. In Aarhus ist sein Werk jetzt in einer großen Ausstellung zu sehen: als fast schon besinnliche Kritik am Instagram-Kunstkonsum.

Von Till Briegleb

Zwei kernige Wandtexte rahmen die große Ausstellung von Julian Schnabel im Kunstmuseum Aarhus. Zu Beginn erklärt der Maler und Filmemacher, Künstler dürften auf niemand anderen hören als auf sich selbst, und ihre Aufgabe sei es, die Standards ihrer Vorgängergeneration zu "zerstören". Vor dem Ausgang steht dann ein Text von William Gaddis über Schnabel, in dem der Autor beklagt, dass im Medien- und Konsumzeitalter nur noch das Bild vom Bild wahrgenommen wird, obwohl wirkliches "Sehen" allein vor dem Originalgemälde gelernt werden kann. Beides klingt nach radikalen Ausrufen vom Beginn einer Künstlerkarriere: Vernehmt, wie originell ich bin, seht meine Kunst! Tatsächlich stammen beide Zitate aus den Achtzigern, als Schnabel mit Jean-Michel Basquiat und anderen New Yorker Wilden dadurch erfolgreich wurde, dass sie den abstrakten Geschmacksstandard der Zeit mit figürlicher Malerei herausforderten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: