Süddeutsche Zeitung

Jugendliteratur:Neue Taschenbücher

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Für Mädchen ist diese witzige Geschichte über drei Freundinnen, die sich gegen die Häme der Jungs wehren. Und der Science-Fiction-Roman zeigt, wie man sich erfolgreich gegen einen Überwachungsstaat wehrt.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Der neue Science-Fiction-Roman "die Gescannten" von Robert M. Sonntag (Pseudonym für Martin Schäuble) spielt im Jahre 2048. Der Autor versetzt seine Leser in eine hochdigitalisierte und total überwachte Stadt, ein Szenario, das uns heute im Jahre 2019 noch bedrohlicher - weil weniger unwahrscheinlich - erscheint, als 2013, dem Erscheinungsjahr des Romans "Die Scanner", der in der gleichen Stadt spielt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Jaro, der zwei Jahre alt war, als es seinen Eltern gelang, mit ihm in die so genannte "Wildnis", weit weg von der Stadt, zu fliehen. Sie waren in den Widerstand gegangen und von der damals neuen Macht der Stadt, dem Ultranetz, gejagt und verfolgt worden, die begonnen hatte alles, auch die Gedanken der Bürger zu überwachen.

Nun ist Jaro fünfzehn Jahre alt und der alte Arne, Anführer der so genannten Büchergilde, hat ihn zu sich bestellt. Arne hatte sich zusammen mit einigen Getreuen tief unter der Stadt in geheime Gänge zurückgezogen, um die vor Ultranetz geretteten Bücher zu hüten. Nun aber hat er einen Auftrag für Jaro und für Nana, die bisher mit ihrer Mutter in der Stadt wohnte und kritiklos nach den Regeln von Ultranetz lebte. Doch als sie erfährt, dass ihr Vater ein Mitglied der Untergrund-Organisation gewesen und sein angeblicher Unfall Mord war, schließt sie sich Jaro an. Es beginnt ihre gemeinsame, aufregende und höchst gefährliche Mission, die mit einer großen Überraschung und einem Sieg über Ultranetz endet.

Wie in all seinen Romanen gelingt es dem Autor auch hier, ein brisantes, aktuelles und politisches Thema in einen Thriller zu verpacken, den man nicht wieder weglegen kann. (ab 12 Jahren)

Robert M. Sonntag : Die Gescannten. Fischer Verlag, Frankfurt 2019 (0481). 192 Seiten, 8 Euro.

Es ist ein ganz besonderer heiter-ironischer, manchmal sogar sarkastischer Ton, der die Kinder- und Jugendliteratur aus Frankreich auszeichnet, und Clementine Beauvais und ihre Übersetzerin Annette von der Weppen haben ihn in dieser Geschichte besonders gut getroffen.

Es geht um die sechzehnjährigen Klassenkameradinnen Mireille, Astrid und Hamika, die auf Facebook von bösartigen Mitschülern als die Fettesten und Hässlichsten der Klasse zu "Königinnen der Würstchen" in Gold, Silber und Bronze gewählt wurden. Statt zu verzweifeln, machen sich die Mädchen und Hamikas Bruder, der seit einem Kriegseinsatz im Rollstuhl sitzt, mit Fahrrädern und Zelten, auf den Weg nach Paris, mit dem Ziel, die Party im Elysée Palast am Nationalfeiertag zu stören und dabei ihre unterschiedlichen privaten Probleme zu lösen. Begleitet werden sie auch von einer wachsenden Schar von Reportern, die laufend berichten, was zu Kommentaren im Netz führt, bei denen es vor allem um die Diskriminierung pummeliger Teenies geht und die Rolle der sozialen Medien im Netz.

Ein köstlicher Lesespaß und ein Mutmachbuch, nicht nur für "Königinnen der Würstchen", sondern auch für Mädchen, die sich mit der Pubertät herumschlagen, und gegen die Eltern rebellieren, denen hier ganz schön die Leviten gelesen werden. (ab 12 Jahren)

Clementine Beauvais : Die Königinnen der Würstchen. Aus dem Französischen von Annette von der Weppen. Carlsen TB (1798), Hamburg 2019. 288 Seiten, 7,99 Euro.

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SZ vom 21.06.2019
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