Jüdisches Museum Berlin:"Engagierter Freund Israels"

Die Kulturwisssenschaftler Jan und Aleida Assmann haben den zurückgetretenen Direktor des Jüdischen Museums in Berlin, Peter Schäfer, vehement verteidigt. Es sei legitim, Israel mit "kritischer Sorge zu beobachten."

In einem offenen Brief haben die Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann den zurückgetretenen Direktor des Berliner Jüdischen Museums, Peter Schäfer, vehement verteidigt. Die Assmanns, die im vergangenen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurden, nehmen Schäfer gegen Kritik in Schutz, er habe im Umgang mit dem BDS und der israelischen Regierung eine unklare Position vertreten. Anlass war ein Tweet des Museums, mit dem auf einen Artikel in der taz hingewiesen wurde, der den vom Bundestag angenommenen Antrag "BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten - Antisemitismus bekämpfen" kritisierte. Daraufhin hatte unter anderem Joseph Schuster, der Direktor des Zentralrats der Juden in Deutschland, das Museum und Schäfer angegriffen: "Das Maß ist voll. Das Jüdische Museum Berlin scheint gänzlich außer Kontrolle geraten zu sein."

Die Assmanns schreiben nun: "Ein neues Gespenst geht um in Europa: das ist der Antisemitismus-Vorwurf." Er stelle "uns Europäer, insbesondere Deutsche, unter Generalverdacht und ruft im Stil der McCarthy-Ära zu einer Hexenjagd auf jeden auf", der die Politik Israels nicht unterstütze und denunziere ihn als Antisemiten. Schäfer beschreiben die Assmanns als "engagierten Freund Israels". "Die wahren Freunde Israels werden es sich nicht verbieten lassen, die Entwicklungen in diesem Land... gelegentlich auch einmal mit kritischer Sorge zu beobachten."

Bereits in der letzten Woche hatten sich 45 jüdische Gelehrte aus Israel, Europa und den USA hinter Schäfer gestellt. Die Wissenschaftler zeigten sich "schockiert" von der Behauptung, Schäfer "setze sich nicht für die jüdische Sache und gegen den Antisemitismus ein", und besorgt über die "abnehmende Möglichkeit, Regierungspolitik zu kritisieren."

Am Freitag hatte das Jüdische Museum bekanntgegeben, es suche für die Zeit bis zum Antritt einer neuen Leitung eine "Vertrauensperson", die den Stiftungsrat des Hauses berate. "Die Vertrauensperson soll das Museum in der inhaltlichen Arbeit begleiten und stärken und Ansprechpartner nach innen wie nach außen sein." Das Museum wird zur Zeit von dem Geschäftsführer und stellvertretenden Direktor Martin Michaelis geleitet. Der Stiftungsrat wies in der Mitteilung Vorwürfe zurück, das Haus verfehle seine Stiftungsziele oder habe seine Richtung verloren. Schäfer wurde ausdrücklich für seine Arbeit gedankt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte: "Die inhaltliche Autonomie des Jüdischen Museums Berlin und seine Unabhängigkeit sind ein hohes Gut und garantieren seit seiner Gründung ein innovatives, diskursorientiertes Programm." Sie habe sich immer wieder darum bemüht, das Museum vor Unterstellungen und unberechtigter Vereinnahmung - von welcher Seite auch immer - zu schützen.

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