Literatur:Kinderbuchautorin Judith Kerr ist tot

Judith Kerr

Judith Kerr

(Foto: dpa)
  • Die deutsch-britische Schriftstellerin Judith Kerr ist im Alter von 95 Jahren gestorben.
  • Kerr, in Berlin geboren, musste Anfang der Dreißigerjahre mit ihrer jüdischen Familie aus Deutschland fliehen.
  • Ihr Anfang der Siebzigerjahre erschienenes Jugendbuch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" wurde zum Welterfolg.

Die deutsch-britische Kinderbuchautorin Judith Kerr ist tot. Das teilte ihr Verlag in Großbritannien, Harper Collins, mit.

Geboren am 14. Juni 1923, floh sie als Neunjährige mit ihrer jüdischen Familie 1933 aus Berlin. Ihr Vater Alfred Kerr, in der Weimarer Republik ein gefeierter Kritiker, wurde von den Nationalsozialisten verfolgt.

1936 ließ sich die Familie in London nieder. Kerr absolvierte später dort die Kunsthochschule. Nach dem Krieg war sie als Redakteurin für den Sender BBC tätig, wo sie ihren Mann, den britischen Fernsehautor Nigel Kneale, kennenlernte. Sie waren bis zu seinem Tod im Jahr 2006 verheiratet.

Nach der Geburt ihrer Kinder gab Kerr ihre Arbeit zunächst auf, begann jedoch in den späten 1960er Jahren mit dem Schreiben und Illustrieren von Kinderbüchern. 1968 schaffte Kerr den Durchbruch in Großbritannien mit ihrem Erstlingswerk "Der Tiger kommt zum Tee", eine Kinderbuchserie um den exzentrischen Kater "Mog" folgte. Weltweit verkaufte sie neun Millionen Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden.

Judith Kerrs Fluchterfahrungen flossen in das halbautobiografische Jugendbuch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" ein. Die 1973 auf deutsch erschienene Geschichte von dem Mädchen Anna, das auf der Flucht ein rosa Plüschkaninchen in Berlin zurücklassen muss, wurde zum preisgekrönten Bestseller und zur Pflichtlektüre in deutschen Schulen.

Insgesamt schrieb und gestaltete Kerr bis ins fortgeschrittene Alter mehr als 20 Kinderbücher. In einem SZ-Interview anlässlich ihres 95. Geburtstags gefragt, ob sie der Aufforderung ihres Vaters, im Leben glücklich zu werden, nachgekommen sei, antwortete sie: "Ich habe immer gemacht, was mein Vater mir gesagt hat."

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