Jubiläum:Frank Sinatra

Frank Sinatra On The Lot

Frank Sinatra:Dieser distanziert lässige Machismo.

(Foto: Getty)

Am Samstag vor hundert Jahren wurde Frank Sinatra geboren. In seiner Jugend war es noch ein Makel in den amerikanischen Städten, einen italienischen Namen zu tragen. Er hat aus diesem Gefühl eine legendäre Coolness gemacht.

Von Andrian Kreye

Hin und wieder versteht man Musik besser, wenn man sie in ihrer natürlichen Umgebung hört. Frank Sinatra zum Beispiel aus dem Autoradio eines Leiterwagens der Feuerwache Brooklyn 202. "I've Got You Under My Skin", von Cole Porter, wo unter der Coolness Sehnsucht und Leidenschaft lodern.

Frank Sinatra wurde am 12. Dezember 1915 zwar in Hoboken geboren. Aber das ist auf der anderen Seite von Manhattan so etwas wie das Spiegelbild des Italienerviertels in Brooklyn. Sein Vater Martino nannte sich noch Marty O'Brien, wenn er als Preisboxer in den Ring stieg. Weil die Iren sich in Amerika schon den Respekt erarbeitet hatten, den sein Sohn dann in den Vierzigern den Italienern verschaffen würde. Als der erste richtige Popstar, der Teenager in Scharen zum Kreischen brachte, und der erste italienischstämmige Sänger, der (im Gegensatz zu Dean Martin und Frankie Laine) seinen Nachnamen behielt. Als er später in Las Vegas und Hollywood mit dem Rat Pack den Pop als Mitte der amerikanischen Kultur etablierte, war das alles längst vergessen - dass Italiener einst ähnliche Verteidigungsstrategien entwickeln mussten wie die Kids in den Schwarzenvierteln. Das war dieser distanziert lässige Machismo, der später als "Cool" die höchste erreichbare Daseinsform des Pop sein sollte. Nur in Brooklyn und in Hoboken haben sie das nicht vergessen. Da reicht ein Sinatra-Song immer noch, um in den Schritt einer Feuerwehrmannschaft unmerklich diesen breitbeinigen Swing zu legen, den sie in Amerika swagger nennen.

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