GesellschaftskritikJenseits von Körper und Seele

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Für Goethe war die Wolke ein „Luftgetümmelwesen“, das „Übergängliche“ schlechthin, für Joseph Vogl ist sie der idealtypische „flimmernde Einzelfall“.
Für Goethe war die Wolke ein „Luftgetümmelwesen“, das „Übergängliche“ schlechthin, für Joseph Vogl ist sie der idealtypische „flimmernde Einzelfall“. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Joseph Vogl ist einer der originellsten Gesellschaftskritiker des Landes. In seinem neuen Buch „Meteor“ hält er unserem Bedürfnis nach Verlässlichkeit das Schweben entgegen – als eigentlichen Urzustand aller Dinge.

Von Thomas Steinfeld

An einem heißen Abend im Juli 2023 hielt Joseph Vogl, bis dahin Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin, seine Abschiedsvorlesung. Der Saal war voll, die Herzen flogen dem Redner zu, und der Scheidende sprach über das „Schweben“. Einen leichten, ironischen Vortrag hätte man unter diesem Titel erwarten können, eine Ansprache über das Hinübergleiten von der Lehre in die Rente. Ein gutes Thema für diese Gelegenheit vielleicht auch, weil es an der modernen Universität seit jeher Experten für das Schweben gibt: professorale Schamanen, die zwischen dem Diesseits und dem Jenseits pendeln. Sie kennen sich unter anderem aus mit Ruheständen, die keine werden. Joseph Vogl hatte indessen mehr und anderes im Sinn: Das „Schwebende“ verbinde sich für ihn, erklärte er, mit der Aussicht „Enden und Abschiede in Neuanfänge zu verwandeln“.

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