Kennen wir dieses maliziöse Lächeln nicht? O doch, es ist das des verruchten Grafen Valmont aus Stephen Frears' brillantem Film "Gefährliche Liebschaften", eine Rolle, in der John Malkovich einst unnachahmlich glänzte. Und es ist das nämliche sphinxhafte Lächeln, das der Star aufsetzt, wenn er von Harald Schmidt gefragt wird, wie ihm Recklinghausen gefalle.
Nun stehen dem Hollywood-Spitzbuben die Rokokokostüme von einst immer noch vorzüglich, mag er auch älter geworden sein: Zeit für einen Blick zurück im Selbstgenuss des eigenen Sex-Appeals, Zeit für eine andere Rolle - die des Chevalier de Seingalt Giacomo Casanova, wie er im Hause seines Freundes von Waldstein und dessen Schwester Isabella an seinen Memoiren sitzt, die in die Weltliteratur eingehen werden. Und wie er nebenbei jener Isabella und all ihren Mädchen fleißig den Hof macht. Eine weitere Affäre, das ist für diesen Mann so viel wie "eine weitere Flasche Champagner".
"The Giacomo Variations" heißt der Eröffnungsabend der Ruhrfestspiele offiziell, der bessere Titel indes wäre: Mozart für Banausen. Denn Casanovas Erinnerungen dienen hier ganz unverblümt einem Schmankerl-Fest, einem räuberischen Reigen durch die schönsten, also populärsten Arien und Duette aus diversen Werken Mozarts und da Pontes, dargeboten von zwei echten Sängern und einem wackeren Orchester.
Diese unorthodoxe Annäherung an Mozarts Musik, liest man im Programmheft, habe einen humorvollen Effekt und werde hoffentlich auch jene begeistern, die sonst wenig Interesse an klassischer Musik hätten. Soweit der volkspädagogische Auftrag.
Leider erschöpft sich der Humor in schlüpfrigen Pointen, plumper Regie und unechten Affekten, angefangen mit einem dramatisch inszenierten Schlaganfall, der den Hollywoodstar, kaum hat er die Bühne betreten, "darnieder streckt". Bald steht er wieder auf und muss sogar singen! Und ja, er tut es sich an.
Ruhrfestspiele-Sponsor Evonic immerhin hatte seinen Spaß. "Er - Silvio Berlusconi - spielt den Casanova in Rom", posaunte es im Vorfeld aus riesigen Anzeigen. "Er - John Malkovich - spielt den Casanova in Recklinghausen." Pfiffig, aber doch schief. Rom und Recklinghausen, Mozart und Malkovich - das mögen Gleichungen sein, die ziehen. Der Kunst dienen sie kaum.