John Cleese wird 80:Um die Ecke gedacht

John Cleese wird 80: Komisches Genie: John Cleese.

Komisches Genie: John Cleese.

(Foto: dpa)

Es war einmal, da galt der Monty-Python-Star John Cleese als sexy ... Was Komik nicht alles bewirken kann! Der Cleese-Sketch mit dem toten Papagei jedenfalls ist unsterblich.

Von Susan Vahabzadeh

Es gab, Ende der Achtzigerjahre, mal einen Moment, da galt der baumlange, schlaksige John Cleese als irgendwie sexy. Das lag an der Komödie "Ein Fisch namens Wanda", die 1988 ins Kino kam - ein Riesenerfolg. Cleese spielte darin einen herzzerreißend unbeholfenen, von seiner Frau ungeliebten Anwalt, den Jamie Lee Curtis verführt, um ihn auszuhorchen. Sie verliebt sich dann aber richtig in ihn - Cleese selbst hatte schließlich das Drehbuch geschrieben. Er durfte das, denn er hatte die Komiker-Truppe Monty Python gegründet - und das hatte ihn zwar keineswegs zum Sexsymbol gemacht, aber zur Legende.

Kein anderer Python hat ein so extensives komisches Eigenleben entwickelt wie er. John Cleese, am 27. Oktober 1939 in Somerset geboren, sollte tatsächlich, als er noch in Cambridge studierte, Jurist werden. Es wäre eine Verschwendung gewesen. Der Python-Sketch mit dem toten Papagei ist dafür ein gutes Beispiel: Da kommt John Cleese in einen Laden, mit einem unbestreitbar toten Papagei im Käfig in der Hand, und Python-Kollege Michael Palin als Tierhändler versucht, ihm einzureden, das Tier sei wohlauf, während Cleese versichert, dies sei ein Ex-Papagei. Das ist nicht nur lustig; es ist in seiner ewigen Übertragbarkeit genial, weil es fast so ist, als würde man zuhören, wie Donald Trump erklärt, sein unvermittelter Truppenabzug aus Syrien habe viele Leben gerettet (ja, hat er wirklich gesagt).

Den Sketch hat Cleese mit Graham Chapman geschrieben, für eine "Monty Python's Flying Circus"-Folge von 1969. "This parrot is dead" wurde tatsächlich zu, wie soll man sagen: einem geflügelten Wort. Die perfekte Redewendung, ob es um die Friedensverhandlungen in Nahost geht oder um Brexit-Debatten. Unterschwellig hat John Cleese eben schon immer sehr gern politisiert.

Aus dem Kino ist er in den letzten Jahren verschwunden, aus dem Fernsehen schon, seit er 1979, nach dem Ende von Monty Python, seine eigene Fernsehserie "Fawlty Towers" aufgegeben hat, die selbst einen Kult auslöste. Er hat sich danach, weil er selbst an Depressionen litt, für psychisch Kranke starkgemacht. Derzeit ist er, obwohl er am Sonntag achtzig wird, auf Tournee - "Last Time you see me before I die". Aber sonst wurde in letzter Zeit eher über seine politischen - oder vermeintlich politischen - Äußerungen diskutiert, die viele seiner Fans verwirrten. Zum Beispiel wenn er sagt, er sei offen für die Möglichkeit, dass der Brexit eine gute Idee sei. Oder eine Bemerkung darüber, er erkenne London nicht mehr wieder als englische Stadt.

Wer sich wirklich vorstellen mag, Cleese habe damit die ethnische Zugehörigkeit der Londoner gemeint und nicht den Verlust all der Dinge, die er in seiner zickigen Entschuldigung als vormals britisch aufzählte (Höflichkeit, Humor, weniger Boulevardpresse und weniger Geldgier) - der sollte sich alle Folgen von "Monty Python's Flying Circus" noch einmal anschauen. Und dann die Filme, und dann "Fawlty Towers". Selbst wenn man dann John Cleeses Vorliebe fürs Um-die-Ecke-Denken noch immer nicht begriffen hat, war es wenigstens ein Riesenspaß.

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