Unter "Weltliteratur" stellen wir uns heute den Kanon aller Zeiten und Zonen vor, eine überzeitlich-menschheitlich wirksame Auswahl des Allerbesten. Es war bekanntlich der alte Goethe, der das Wort, das schon von Wieland und den Romantikern verwendet worden war, in der deutschen Bildungssprache etabliert hat. Doch Johann Wolfgang von Goethe verband mit diesem Begriff eine ganz andere Vorstellung: Er meinte die Anwesenheit von Literatur auf einem gemeinsamen, gegenwärtigen Weltmarkt. Es ging Goethe um Austausch unter Lebenden, in Zeitschriften, Übersetzungen und Rezensionen über Sprachgrenzen hinweg. Goethes "Weltliteratur" gehört ins Zeitalter der aufkommenden Eisenbahnen - eine kleine Modelleisenbahn stand auf seinem Schreibtisch.
Goethe-und-Schiller-Archiv:Die Geburt der Weltliteratur
Eine Handschrift von Johann Wolfgang von Goethe: Zur aufregenden Neuerwerbung in Weimar.
Von Gustav Seibt
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