Wer in größeren Städten lebte und Geld für Unterhaltung übrighatte, konnte im 19. Jahrhundert ein sogenanntes Panorama besuchen (und kann das mancherorts noch heute). Dort führte ein Tunnel in die Mitte des Rundbaus auf die Besucherplattform. Von ihr aus hatte man, wenn man sich um sich selbst drehte, einen 360-Grad-Rundblick auf ein monumentales umlaufendes Gemälde. Das Gefühl, mittenmang im Schlachtengetümmel bei Waterloo 1815 oder bei der Kreuzigung Christi anwesend zu sein, wurde verstärkt, indem die Bildgrenzen unsichtbar gemacht wurden: Der untere Bildrand wurde durch faux terrain, Steine oder andere Gegenstände, verdeckt. Der obere Bildrand verschwand ebenso wie die Oberlichter, durch die Tageslicht einfiel, hinter dem über die Plattform gespannten Schirmdach. Gelingen konnte das im 19. Jahrhundert – also ohne die heutigen, ganz anders funktionierenden Visualisierungstechniken – nur, wenn die Bildgrenzen und mit ihnen die Tatsache des Gemacht-Seins zum Verschwinden gebracht wurden.
Jens Bisky: „Die Entscheidung“:Geschichtspanorama mit Wumms
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Waren das Ende der Weimarer Republik und Hitlers Machtergreifung wirklich unvermeidbar? Jens Bisky nähert sich in seinem fulminant erzählten Buch „Die Entscheidung – Deutschland 1929 bis 1934“ der Mutter aller deutschen Fragen an.
Ein Gastbeitrag von Ute Daniel
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