Am Anfang war die Zeichnung. Kleine quadratische Filzstift-Skizzen, linksbündig von oben nach unten gereiht, bildeten in einem DIN-A4-Heft die Einstellungsfolge, die Jean-Luc Godard für einen Drehtag von "Allemagne Neuf Zéro" vorgesehen hatte: Ein Paar (halbnah), ein Kopf oder ein Detail (groß), ein Haus, Windmühlen usw. (total), rechts daneben war das Sujet als Kürzel, Zitat oder Name in gut leserlicher Handschrift festgehalten. Die schematischen Zeichnungen waren trotz ihrer Briefmarkengröße mit sicherer Hand ausgeführt. Sobald die Aufnahme beendet war, kreuzte Godard die Zeichnung durch. Diese scheinbar einfache Notation hielt in nuce bereits die Mehrschichtigkeit des Films grafisch fest. Der Film war vorgezeichnet.
Jean-Luc Godard wird 90:"Zu spät, es ist schon auf dem Film"
Jean-Luc Godard zum Neunzigsten, ein Geburtstagsgruß. Und eine Erinnerung an die Dreharbeiten von "Allemagne Neuf Zéro", seinen unvergessenen Filmessay über Deutschland.
Gastbeitrag von Hanns Zischler
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