Süddeutsche Zeitung

Kunst:Französischer Zeichner Jean-Jacques Sempé ist tot

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Mit liebevoll-ironischem Strich analysierte er die Welt und nahm sich selbst nicht aus. International bekannt wurde Sempé insbesondere durch seine Illustration der Reihe "Der kleine Nick".

Jean-Jacques Sempé, der Zeichner der berühmten Kindergeschichten um den "kleinen Nick", ist tot. Der Franzose starb im Alter von 89 Jahren nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf Sempés Ehefrau berichtete.

Sempé wurde am 17. August 1932 bei Bordeaux geboren. Seine ersten Zeichnungen veröffentlichte er bereits 1950, zunächst noch unter einem Pseudonym. Wenige Jahre später entwarf er Cartoons für Zeitschriften wie Paris Match, Marie Claire, L'Expres und die renommierte Satirezeitschrift The New Yorker, für die er mehr als 50 Cover zeichnete. Neben dem Welterfolg "Der kleine Nick" und "Die Geschichte von Herrn Sommer" von Patrick Süskind hat er als Autor und Zeichner zahlreiche Alben publiziert.

"Der kleine Nick", im Original "Le Petit Nicolas", war vor mehr als 50 Jahren in Zusammenarbeit von Sempé und René Goscinny, dem 1977 gestorbenen Autor der Asterix-Hefte, entstanden. Die ersten Abenteuer des "kleinen Nick" wurden 1956 in Comic-Form in einer belgischen Zeitschrift veröffentlicht, bevor sie 1959 in der Regionalzeitung Sud-Ouest abgedruckt wurden. Seitdem haben sich die Geschichten des aufgeweckten Bengels millionenfach verkauft und wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2009 kamen die Lausbubenstreiche erstmals auf die Leinwand.

Der Nachwelt hinterlässt der Zeichner und Cartoonist mehr als 40 Bildbände, in denen er mit liebevoll-ironischem Strich die Welt analysiert. Dabei nahm er den Charme der Bourgeoisie ins Visier, ebenso wie den kleinen Mann und die Reichen und Schönen. Sich selbst nahm er nicht aus. "Ich zeichne meine eigenen Schwächen", sagte der Künstler einmal. Und weil er seinen Figuren gegenüber, die oft in komplizierten menschlichen Beziehungsgeflechten stecken, stets Nachsicht walten ließ, nannten ihn die Kritiker auch den "barmherzigen Beobachter der menschlichen Komödie".

Leute in lächerlichen Situationen zu zeigen, mache ihm keinen Spaß, erklärte Sempé einst. Er bevorzuge, Menschen darzustellen, für die er eher Sympathie als Antipathie empfinde. Nie ging es bei ihm um vordergründige Ironie oder doppeldeutigen Witz, sondern um die Genauigkeit der Beobachtung, die den Reiz seiner Geschichten ausmacht, gleich ob es sich dabei um den Musiker auf dem verlassenen Bahnsteig handelte, den modernen Manager auf dem Flughafen oder den gelangweilten Bootsbesitzer in Saint-Tropez. Geschichten über deren Laschheiten und Falschheiten, über ihre großen und kleinen Freuden und Enttäuschungen, brachten Sempé den Ruf ein, einer der "größten Soziologen" zu sein.

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