Süddeutsche Zeitung

Jazz:Verliebt in den Rhythmus

Das 17. internationale Jazzweekend in Unterföhring lädt ein zu einer akustischen Reise mit Flamenco-Fusion, afrokubanischen Grooves und einer progressiven Schlagzeugerin

Von Laura Helene May

International sind hier nicht nur die Musiker. Auch die Musik scheint beim 17. Jazzweekend in Unterföhring keine Grenzen zu kennen. Dies bildet auch die Entwicklung der Jazzszene generell ab. Wie in den vergangenen Jahren demonstrieren dies prominente Gäste.

Der Pianist Marco Mezquida schafft gemeinsam mit seinem spanischen Landsmann Juan Gómez alias "Chicuelo" eine wunderbar harmonische Fusion aus Jazz und Flamenco. Die Klänge des Flamenco-Gitarristen und Goya-Preisträgers Chicuelo und des in Menorca geborenen Mezquida, der vom Jazzverband Kataloniens dreimal in Folge zum Musiker des Jahres ausgezeichnet wurde, werden getragen von den Perkussionskünsten Paco de Modes. Ohne ihn gäbe es die beiden anderen nicht - das Programm heißt "No hay dos sin tres" ("Es gibt keine zwei ohne drei"), am 12. Juli um 20 Uhr.

Die Kombination von Jazz und Flamenco ist nicht ganz neu. Anfang der Zweitausenderjahre gab es beispielsweise die prominente Zusammenkunft des kubanischen Jazzpianisten Bebo Valdés mit dem charismatischen Flamenco-Sänger Diego El Cigala, die der Musikwelt legendäre Aufnahmen hinterließ. Der Sohn von Bebo, Dionisio de Jesús Valdés Rodriguez, kurz Chucho Valdés, wird in Unterföhring zu Gast sein. Dass er in die Fußstapfen seines Vaters tritt, wäre weit untertrieben. Der 77-Jährige gewann bereits sechs Grammys und drei Latin Grammys und zählt zu den einflussreichsten Künstlern des afrokubanischen Jazz. Bereits mit 15 Jahren gründete er sein erstes Trio, mit 18 gab er sein Debüt mit dem Orchester "Sabor de Cuba" und dann dauerte es nicht lange, bis er auch in den USA bekannt wurde. Der Pianist stellt sein Album "Jazz Batá" im Bürgerhaus vor, begleitet von zahlreichen Perkussionsinstrumenten und einem Kontrabass. Im Zentrum steht die namensgebende, sanduhrförmige Batá-Trommel (13. Juli, 20 Uhr).

Bei all diesen besonderen Männern ist es schön, dass eine ebenso besondere Frau zum Abschluss des Wochenendes die Geschlechterwaage in Balance hält. Anne Paceo ist Schlagzeugerin, Bandleaderin und Komponistin und bringt noch mehr Fusion in die Veranstaltung. Geboren in der Elfenbeinküste, kam sie schon als Kind in Berührung mit virtuosen Trommelklängen, besuchte als erste Schlagzeugerin das "Conservatoire de Paris" und gewann zahlreiche Preise wie 2011 als erste Frau den Preis "Les Victoires du Jazz" in der Kategorie französische Neuentdeckung des Jahres. In Unterföhring stellt sie gemeinsam mit Band ihr neues Album "Bright Shadows" vor und sorgt damit für etwas Pop nach vielen anderen Stilfusionen und Jazz. Dabei ist Paceos Verbindung von Soul, Elektro und westafrikanischen Beats nicht weniger virtuos. Mit unglaublicher Leichtigkeit entlockt die 35-jährige Jazzschlagzeugerin sogar Trommeln und Becken Melodien (14. Juli, 19 Uhr).

Auch für Kinder von drei bis zehn Jahren gibt es mit einer Reise durch die Musikgeschichte von Bach bis Jazz etwas zu erleben. Die Kids können theoretische Inhalte wie Improvisation, Rhythmik oder die Instrumente einer Band erlernen und einen "Jazzführerschein" machen (11. Juli, 16 Uhr). Das Jazzweekend kennt eben keine Grenzen. Egal ob Länder, Genres oder Generationen.

Internationales Jazzweekend, 11. bis 14. Juli, Unterföhring, verschiedene Spielstätten, 95 08 15 06

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Quelle:
SZ vom 10.07.2019
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