Jazz:Italienisches Solo

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Nirgends ist die Einsamkeit so groß wie auf der Bühne: der Pianist Keith Jarrett. (Foto: Patrick Hinley)

Wie oft lässt sich Einmaligkeit hervorbringen? Nach langem Zögern veröffentlicht der Pianist Keith Jarrett nun die Aufnahmen einer legendären alten Tournee.

Von Thomas Steinfeld

Als der Pianist Keith Jarrett im Januar 1984 eine Tournee durch Japan abschloss, sagte er, deren letzte Station sei vielleicht sein bestes großes Solokonzert überhaupt gewesen. Er sei jedoch froh, dass daraus keine Schallplatte entstehen werde. Denn was täten die Menschen? Wenn sie das Konzert ebenso hoch schätzten wie einst das "Köln Concert", dann sagten sie: "Hey, das ist ja wirklich großartig. Ich hab' schon fünf von diesen Dingern gekauft. Bei mir werden sie verschlissen, denn wenn ich durchs Haus gehe und staubsauge, dann ..." Die Schallplatte muss ihm als eine Art von Enteignung erschienen sein. Lieber wäre ihm, sagte Keith Jarrett, wenn Menschen mit solchen Bedürfnissen stattdessen gleich die Musik des New Age hörten. Eine Reproduktion jenes letzten Konzerts wurde dann trotzdem veröffentlicht, wenngleich nicht als Schallplatte, sondern als Video ("Last Solo", 1987). Keith Jarrett verzichtete auch in den Jahren danach nicht darauf, weiter mit den großen Improvisationen aufzutreten, die jeweils zwischen fünfzehn und vierzig Minuten dauerten. Und einige von ihnen (Paris 1990, Wien 1991 und "La Scala", 1995) sind publiziert.

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