Jane Birkin wird 60:Das ewige Mädchen

Ihr gestöhnter Sechziger-Jahre-Song "Je t'aime, moi non plus... " wurde 1969 zum großen Skandal. Noch heute gehört er für verliebte Paare zu den Klassikern der Begleitmusik.

Manchmal passiert es Jane Birkin immer noch, dass sie aus fremden Schlafzimmern die eigene Stimme hört. Vorzugsweise an lauen Sommerabenden, wenn Fenster und Balkontüren weit geöffnet sind.

Jane Birkin wird 60: Ursprünglich hatte Gainsbourg das Lied 1968 für Brigitte Bardot geschrieben. Dann bekam "B.B." jedoch Angst vor der eigenen Courage. Also setzte sich Gainsbourg mit Jane Birkin zum Stöhnen vor die Mikrofone.

Ursprünglich hatte Gainsbourg das Lied 1968 für Brigitte Bardot geschrieben. Dann bekam "B.B." jedoch Angst vor der eigenen Courage. Also setzte sich Gainsbourg mit Jane Birkin zum Stöhnen vor die Mikrofone.

(Foto: Foto: ddp)

Ihr gestöhnter Sechziger-Jahre-Song "Je t'aime, moi non plus... " gehört heute noch für verliebte Paare zu den Klassikern der Begleitmusik. Birkin war 22, als sie dafür mit Serge Gainsbourg ins Studio ging. Nun wird sie 60 Jahre alt. Die Lieblings-Engländerin der Franzosen ist sie geblieben.

Die Bardot sollte stöhnen

Dabei war Birkin für den Titel nicht einmal erste Wahl. Gainsbourg, das ewige "Enfant Terrible" der französischen Musikwelt, hatte das Lied schon 1968 für Brigitte Bardot geschrieben. Die beiden nahmen den Titel auch gemeinsam auf. Dann bekam "B.B." jedoch Angst vor der eigenen Courage. Erst Jahre später gab sie die Aufnahme frei.

Also setzte sich Gainsbourg nochmals mit Jane Birkin zum Stöhnen vor die Mikrofone. Der gesungene Orgasmus wurde - wie erwartet - zum großen Skandal. Nicht nur die BBC weigerte sich 1969, das "schmutzige Lied" zu spielen. Echt oder nicht, das war damals die Frage.

Die Liebesbeziehung - es gab sie tatsächlich - zwischen der jungen englischen Schauspielerin, die ihren Durchbruch im Filmklassiker "Blow Up" hatte, und dem 18 Jahre älteren Franzosen füllte in Europa die bunten Blätter. Die beiden heirateten, bekamen eine Tochter (Charlotte Gainsbourg, heute selbst Sängerin und Schauspielerin), blieben zwölf Jahre zusammen und nahmen auch nach der Trennung noch viele gemeinsame Lieder auf.

Und sie tat es doch

Als Serge Gainsbourg im März 1991 starb, verkündete Jane Birkin: "Ich werde nie mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit anderen Leuten eine Aufnahme zu machen." Sie tat es dann doch.

Alles in allem sind es bis heute 16 Platten geworden. Auf der neuesten CD namens "Fictions", die in diesem Frühjahr herauskam, singt die Tochter einer Londoner Schauspielerin und eines Offiziers der Royal Navy erstmals die meisten Titel in ihrer Muttersprache. Überhaupt kommt die Wahl-Französin, die in Paris und in der Bretagne lebt, in jüngster Zeit wieder häufiger nach England. Vergangenes Jahr stand sie dort sogar in Shakespeares "Hamlet" auf der Bühne.

Seit Gainsbourgs Tod wird zunehmend anerkannt, dass sie auch ohne den großen Partner ein künstlerisches Leben hat. Neben der Musik hat sie inzwischen mehr als 70 Filme auf ihrem Konto. Neben "Blow Up" sind darunter auch andere Klassiker wie "Der Swimmingpool" (an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon) oder "Tod auf dem Nil".

Totempfahl und Stil-Ikone

Ihren mädchenhaften Charme hat sich die Mutter von drei Töchtern - von drei verschiedenen Vätern - über all die Jahre bewahrt. Immer noch trägt sie mit Vorliebe Turnschuhe, weißes Männerhemd und Jeans.

Aber bei aller Lässigkeit hat Jane Birkin auch in der Welt der Luxusmode ihre Spur hinterlassen: Seit 1984 trägt eine der teuersten Hermès-Handtaschen ihren Namen. Für die übergroßen "Birkin Bags" werden Preise bis zu 30.000 Euro gezahlt. Gerade bei vielen jüngeren Musikern und Modeleuten gilt sie heute als Stil-Ikone - was ihr überhaupt nicht gefällt. "Ikone", sagt sie dann. "Das klingt, als ob man ein Totempfahl wäre."

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