Süddeutsche Zeitung

"Me Too" in der Tanzwelt:Abgesetzt

In Belgien werden Arbeiten des Choreografen Jan Fabre gestoppt, in Linz droht einer Tanzdirektorin das Aus. Beide sollen ihre Macht missbraucht haben.

Von Dorion Weickmann

Zwei namhafte Figuren der europäischen Tanzwelt stehen im Zentrum einer neuen "Me Too"-Debatte. Dem belgischen Choreografen Jan Fabre und der Direktorin der Tanzsparte am Landestheater Linz, Mei Hong Lin, werden unabhängig voneinander Machtmissbrauch vorgeworfen - mit jeweils gravierenden Folgen für ihre Arbeit. Fabre zählte einmal zu den Galionsfiguren des zeitgenössischen Tanzes. Bereits 2018 hatten ihm zwanzig Ex-Mitglieder seiner Kompanie Troubleyn übergriffiges Verhalten und sexuelle Verfehlungen vorgeworfen. Von kommender Woche an muss er sich vor einem Gericht in Antwerpen verantworten. Im Vorfeld haben sich nun zwei belgische Institutionen von ihm distanziert: Das Kunstzentrum deSingel ließ eine von Fabre geschaffene Skulptur demontieren, das Tanzhaus Charleroi Danse nahm die nationale Premiere seiner Choreografie "The Fluid Force of Love" aus dem Programm. Dazu sah sich die Leiterin Annie Bozzini offenbar aufgrund massiven öffentlichen Drucks genötigt.

Aus dem Inneren des Theaters kommt dagegen der Druck, der den Intendanten des Linzer Landestheaters veranlasst hat, die Tanzdirektorin Mei Hong Lin vorläufig freizustellen. Wie es in einer Medienmitteilung heißt, hatten Ensemblemitglieder den Führungsstil ihrer Vorgesetzten bereits seit Februar kritisiert. Mei Hong Lin weist alle Anschuldigungen zurück. Der Sachverhalt soll nun von einer Kommission aufgeklärt werden.

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