Jahresrückblick 2008: TV-Debatte:Spät verschmäht

Der deutsche Fernsehpreis 2008 sollte eine Ehrung für Marcel Reich-Ranickis Lebenswerk werden. Doch dem Laureaten gefiel nicht, was er sah. Er stellte öffentlich fest: Fernsehen ist blöd. In Bildern.

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Reich-Ranicki bei der Ankunft, ddp

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Der Deutsche Fernsehpreis 2008 wird in die TV-Annalen eingehen. Und einmal nicht als Abfolge von Dankesreden und schlechter Scherze - ausgewälzt auf drei Stunden. Sondern als die Geburtsstunde des Fernsehkritikers Marcel Reich-Ranicki. Ein denkwürdiges Ereignis in Bilder.

Bei der Ankunft gemeinsam mit Katharina Trebitsch in Köln vor der Gala ist der Literaturpapst noch gut gelaunt.

Auf der Gala wird Reich-Ranicki konfrontiert mit den Niederungen der deutschen Fernsehlandschaft, darunter: ...

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Die Mottoshows von "Deutschland sucht den Superstar", ....

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... "Germany's Next Topmodel", das ProSieben regelmäßige Quotenhochs bescherte, und natürlich ...

Deutscher Fernsehpreis: Die Gewinnerinnen der letzten drei Shows geben sich die Ehre. Von links: Jennifer Hof, Barbara Meier, und Lena Gercke. Foto: dpa

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... deutsche Schwachsinns-Comedy, wie etwa von Atze Schröder. Das war eindeutig zu viel für Reich-Ranicki.

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Immer wieder, hieß es in Medienberichten, hätte ZDF-Intendant Markus Schächter versucht, ihn zu beruhigen. Vergeblich. Moderator Thomas Gottschalk sollte improvisieren und die für den Schluss geplante Preisverleihung vorziehen. Das geschulte Publikum sollte das Ende mit Standing Ovations inszenieren.

Nur ein Bestandteil der Show funktionierte nicht: ...

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... der Laureat selbst. Auf der Bühne wetterte der 88-Jährige: "Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten" - und fand noch drastischere Worte: Ganz einfach "Blödsinn" seien die mit dem Fernsehpreis ausgezeichneten Sendungen.

Dass die Erkenntnis ein wenig spät kam, räumte er ein. Denn der Träger des Ehrenpreises war als einziger im vorhinein bekannt. Reich-Ranicki hätte den Preis schon früher ablehnen können. Es scheint, als ob Deutschlands wichtigstem Literaturkritiker erst an diesem Abend so richtig bewusst wurde, für welches Medium er auch ein Jahrzehnt lang gearbeitet hatte.

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Da musste sogar Thomas Gottschalk schlucken. Und auf Bildern wie diesem lauscht der Quotenkönig so richtig schön bedröppelt den Ausführungen des Literaturpapsts.

Schnell aber hatte sich Gottschalk wieder gefangen - und schlug Reich-Ranicki geistesgegenwärtig vor, er solle eine einstündige Sendung bekommen, in der er ausführlich über Hochkultur plaudern könne.

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Gerührt ob so viel Hartnäckigkeit, gab Reich-Ranicki dann doch auf, bot Thomas Gottschalk das Du an und umarmte ihn.

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Den Fernsehpreis annehmen wollte er trotzdem nicht. Und Gottschalk versprach, als er Reich-Ranicki von der Bühne begleitete, er werde den Preis für ihn aufbewahren.

Da blieb nur noch - frei nach Reich-Ranickis literarischem Quartett - folgender Schluss von Berthold Brecht: "Und so sehen wir betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

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