60 Jahre DJS:"Ein Stück Erfolgsgeschichte"

Die Deutsche Journalistenschule feiert ihren 60. Geburtstag mit der Bundeskanzlerin, vielen Absolventen - und Blues.

Jan Bielicki

Zum Geburtstag spielt die Band den Blues. Das könnte gut passen zur Stimmung in der krisengebeutelten Medienbranche, aber das Stück, das Henning Sieverts eigens zum Jubiläum komponiert hat, klingt eher fröhlich. Ein D tönt aus dem Saxophon, ein Es, und dazwischen ein Juchzer, in Jazz gefasst also die Buchstabenfolge DJS. Das steht kurz für Deutsche Journalistenschule, und die, so grüßt der Oberbürgermeister in ein volles Prinzregententheater, "stellt gleich zwei Münchner Exzellenzuniversitäten in den Schatten".

60 Jahre DJS: DJS-Leiter Ulrich Brenner mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Festakt zum 60. Geburtstag der Journalistenschule.

DJS-Leiter Ulrich Brenner mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Festakt zum 60. Geburtstag der Journalistenschule.

(Foto: Foto: Alessandra Schellnegger)

Jedenfalls im Selbstverständnis ihrer ehemaligen Schüler, wie Christian Ude weiß, der einst im Jahr 1967 die Aufnahmeprüfung bestanden hat: "Es gibt keine Elite, die sich so sicher ist, Elite zu sein, wie die Absolventen der DJS", spottet er.

Nun ist so ein Festakt immer ein schöner Anlass, sich solcher Selbstgewissheit noch einmal wortreich zu versichern. So begeistert feiert sich der Berufsstand, dass die Klappstühle in einer Reihe unter dem Gewicht des Applauses zusammenbrechen.

Schließlich sind nicht nur viele der seit 1949 nunmehr 2026 Absolventen gekommen, von denen die meisten es mindestens zum Starreporter gebracht haben, manche gar zum Chefredakteur oder zu Deutschlands beliebtestem Quizmaster.

Ministerpräsident Horst Seehofer muss sich zwar um eine andere Quelle kümmern als um "die Quelle des Qualitätsjournalismus", wie ihn sein Medienminister Siegfried Schneider entschuldigt. Aber schließlich ist ja sogar die Kanzlerin da, "leibhaftig", wie ihr Dietrich Schwarzkopf dankt, der 30 Jahre dem DJS-Trägerverein vorstand. Der Auftritt Angela Merkels hat natürlich mit der Wichtigkeit des sich selbst oft wichtig nehmenden Berufsstandes zu tun - und womöglich ein wenig damit, dass ihr Regierungssprecher auch mal an der DJS war: "Ich habe sie halt überredet", erklärt Ulrich Wilhelm.

Merkel lobt die DJS als "ein Stück der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland". Sie spricht die Krise an und das, was manchen Journalisten beunruhigt: die möglichen Auswirkungen der "revolutionären Erfindung" des Internets auf die traditionellen Medien. Sie fordert verstärkte Medienbildung. Denn: Wenn man alles im Netz abrufen könne, müsse man "nichts mehr im Kopf haben", also nicht mehr denken und darum bloß "sinnlose, nur noch physisch vernünftige Spaziergänge machen".

Braucht es daher Qualitätsjournalismus? "Ich wäre nicht gekommen, wenn ich nicht sagen würde: Ja." Als sich jedoch allzu viele Journalisten um sie und an die Bar drängen, zieht sich die Kanzlerin lieber zurück. Qualität im Journalismus hat an diesem Festabend auch seinen, den Helmut-Stegmann-Preis: Antonia Berneike bekommt ihn für ein Stück, das auf der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.

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