Am 11. April 1919 unterzeichnete Walter Gropius in der Bastille am Weimarer Schloss einen Anstellungsvertrag, der ihm "die Leitung der Hochschule für bildende Kunst einschließlich der ehemaligen Kunstgewerbeschule" übertrug. Am Tag darauf teilte das Hofmarschallamt mit - "Großerzogl. Sächs." ist auf dem Papier von Hand gestrichen -, die republikanische provisorische Regierung genehmige den Antrag, die Lehranstalten neu zu benennen: "Staatliches Bauhaus in Weimar". Der Ruhm dieser Einrichtung und ihres ersten Direktors ist seither ins Mythische gewachsen. Da schaut man nicht immer genau hin, wärmt das moderne Gemüt lieber an programmatischen Floskeln: Aufgehen der Künste in der Werkstatt, "Kathedrale des Sozialismus", gemeinsames Wirken am "neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird" und irgendwie auch "kristallenes Sinnbild eine neuen kommenden Glaubens".
100 Jahre Bauhaus:Der ewige Husar
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Schelmenroman statt Heldengeschichte: Bernd Polster erzählt das Leben des Architekten Walter Gropius neu - und am Ende ist nicht einmal sicher, ob der erste Bauhaus-Direktor wirklich ein Architekt war.
Von Jens Bisky
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