Schurken der Weltgeschichte:Schreckliche Tote

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Nach Angaben der israelischen Armee zeigt dieses Bild Hamas-Führer Jahia Sinwar in einer zerbombten Wohnung im Süden des Gazastreifens. Ein Tuch um den Kopf, eine Hand verletzt, wirft er einen Stock nach der Drohne, die ihn filmt. Wenig später ist er tot. (Foto: Israelische Armee / AFP)

Zu Lebzeiten präsentieren Massenmörder wie Hussein, Ceaușescu oder jetzt Sinwar sich strahlend und unverwundbar. Doch die Aufnahmen vom Tod des Hamas-Chefs zeichnen ein anderes Bild. Über eine seltsame Ernüchterung. 

Von Nils Minkmar

Nichts ist mächtiger als ein Bösewicht, von dem es keine Bilder gibt. Man verarbeitet den Schock seiner Taten in einer schwarzen Imagination, in der aus gewöhnlichen Sterblichen Superhelden der Finsternis werden. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das historisch noch nicht wirksame Böse literarisch in der Figur des Fantômas vorweggenommen: Pierre Souvestre und Marcel Allain ersannen in ihren Kriminalromanen einen Schurken, der es auf die Massen abgesehen hat. Er trachtet der unschuldigen Zivilbevölkerung mit infizierten Ratten nach dem Leben, ersetzt das Parfum in den Flacons mit Säure und scheut vor keiner Grausamkeit zurück – noch heute ist die Lektüre verstörend. Die effektivste Waffe von Fantômas ist die Vorstellungskraft der entstehenden westlichen Massenkultur: Es gibt kein Bild von ihm. Wüsste man, wie Fantômas aussieht, wäre es sein Ende. 

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