Jackson: Zweite Autopsie:"Die Wahrheit muss noch herauskommen"

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Die Familie des verstorbenen Popstars hat eine zweite Autopsie vornehmen lassen. Indes meldet sich auch ein Ex-Kindermädchen zu Wort - mit schaurigen Details.

Die Familie des am Donnerstag gestorbenen Popstars Michael Jackson hat nach Angaben der Los Angeles Times eine zweite Autopsie von einem privaten Pathologen vornehmen lassen. Dies berichtete das Blatt am Samstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf informierte Quellen. Über die Ergebnisse wurde zunächst nichts bekannt.

Ein Hubschrauber der Los Angeles County Sheriffs verlässt das Krankenhaus mit dem Leichnam von Michael Jackson (Archivbild vom 25. Juni). (Foto: Foto: Reuters)

Die Jacksons hatten sich zuvor unzufrieden mit den bisherigen Bemühungen um die Klärung der Todesursache gezeigt. "Uns gefällt nicht, was läuft", sagte Vater Joe Jackson dem US-Promi-Magazin People.

Das Blatt schrieb unter Berufung auf den früheren Chefleichenbeschauer der Stadt New York, Michael Baden, dass die Familie damit schneller mehr Informationen bekommen könne, als es nach der offiziellen Autopsie möglich sei. Ein privater Pathologe könne mit Hilfe eines privaten Labors innerhalb von ein bis zwei Wochen zu Resultaten kommen. Die Familie ist mehreren Medienberichten zufolge zunehmend beunruhigt und verstört, weil sie keine Informationen bekommt.

Die offizielle Obduktion am Freitag war ohne endgültiges Ergebnis geblieben. "Es gab keine Anzeichen für äußere Verletzungen oder Mord", sagte der Sprecher der Gerichtsmedizin, Craig Harvey, am nach der rund dreistündigen Autopsie. Das Ergebnis der genauen toxologischen Untersuchung wird erst in vier bis sechs Wochen erwartet.

Dafür rankten sich umso mehr Spekulationen um die mutmaßliche Tablettensucht des Megastars und eine letzte Morphiumspritze, die er etwa eine halbe Stunde vor seinem Herzstillstand bekommen haben soll.

Der Zeuge

Der Leichnam des legendären Sängers wurde am Samstag aus dem gerichtsmedizinischen Institut in Los Angeles an einen geheim gehaltenen Ort gebracht. Auf Wunsch der Familie werde die Leichenhalle nicht genannt, sagte der Gerichtsmediziner Ed Winter.

Vater Joe Jackson hatte laut Medienberichten gesagt: "Die Wahrheit muss noch herauskommen". Denn auch mehr als 48 Stunden nach dem Tod des "King of Pop" gibt es mehr Fragen als Antworten: Woran starb er? Was geschah in den Stunden vor seinem Tod? Welche Rolle spielte Jacksons Privatarzt Conrad Murray?

Von der Polizei wird er nach einer dreistündigen Befragung als Zeuge - nicht als Verdächtiger betrachtet. Das teilte eine Sprecherin des Kardiologen nach dessen Treffen mit der Polizei mit. Dabei sei es darum gegangen, "einige Ungereimtheiten zu klären". Die Polizei bestätigte das Gespräch mit Murray und bezeichnete ihn als kooperativ.

Murray, der den Star ständig begleitete, hatte ihn nach dem Zusammenbruch wiederzubeleben versucht. Der US-Bürgerrechtler Jesse Jackson berichtete nach einem Besuch bei den Eltern, der Privatarzt des Popstars entziehe sich einem Gespräch mit der Familie.

Indes meldete sich auch ein früheres Kindermädchen zu Wort - und bestätigte eine schwere Tablettensucht des King of Pop. Jackson sei abhängig von Schmerzmitteln gewesen, sagte Grace Rwaramba. "Oft musste ich ihm den Magen auspumpen. Er hat immer alles durcheinander genommen", sagte die aus Ruanda stammende 42-Jährige der Sunday Times. "Einmal war es so schlimm, dass ich den Kindern verboten habe, ihn zu sehen." Rwaramaba, die Ende Dezember von Jackson entlassen worden ist, sagte außerdem der News of the World, sie fürchte um die Zukunft der Kinder.

Michael Jackson
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Aus dem "King of Pop" ist ein Gejagter des Boulevards geworden. Dabei war er einst ein Meister der Selbstinszenierung - und benutzte dafür einen Handschuh.

Unterdessen setzen Fans rund um den Globus ihre Trauerbekundungen fort. Die Familie bedankte sich bei den Anhängern weltweit für alle Anteilnahme und Unterstützung. Der Schmerz könne nicht in Worte gefasst werden, hieß es in einer Erklärung von Joseph Jackson. "Aber bitte verzweifelt nicht, denn Michael wird in jedem Einzelnen von euch weiterleben."

Jacksons Brüder erwägen nun, weltweit gleichzeitig mehrere Trauerfeiern für den verstorbenen "King of Pop" auszurichten. Der Priester und Bürgerrechtler Al Sharpton, ein langjähriger Freund der Jacksons, sagte, er wolle am Sonntag mit der ganzen Familie über diesen Vorschlag sprechen. Jackie und Jermaine Jackson hätten ihn dazu eingeladen.

Die Familie wolle sicherstellen, dass Jackson vor allem wegen seiner Leistungen für Musik, Tanz und Kultur in Erinnerung bleibe - und nicht wegen seiner Schulden, den früheren Vorwürfen des Kindesmissbrauchs oder wegen der Einnahme von Schmerzmitteln, worauf sich viele Medien konzentrierten, sagte Sharpton. Wenn auf der ganzen Welt gleichzeitig um den "King of Pop" getrauert würde, "dann müssten sich die Medien darauf konzentrieren, was Millionen Menschen für ihn fühlten", sagte Sharpton. "Michael Jackson war ein Genie und kein Freak."

Was wird aus den Kindern?

Unklar ist weiterhin, was mit Michael Jacksons Erbe und vor allem mit seinen drei Kindern Prince (12), Paris (11) und Blanket (7) geschehen soll. Laut People-Magazin verweigern zudem Jacksons Rechtsanwälte den Angehörigen das Testament.

"Die Familie hat keine Ahnung, was sie tun soll. Sie wissen noch nichtmal, wann sie ihn beerdigen sollen", sagte ein Informant. "Sie bekommen keine Antworten von Michaels Anwälten."

Unterdessen verdichteten sich die Anzeichen, dass es zu einem Tauziehen um die Kinder kommt. Medienberichten zufolge erwägt Jacksons frühere Frau Debbie Rowe, Anspruch auf das Sorgerecht für die beiden älteren Kinder zu erheben, deren leibliche Mutter sie ist.

Die Mutter des kleinen Blanket (offizieller Name: Prince Michael Jackson II) ist nicht bekannt. Alle drei Kinder wollten jedoch bei den Großeltern bleiben, berichtete der Internetdienst tmz.com unter Hinweis auf Angehörige. Die Familie stehe zu 100 Prozent hinter diesem Wunsch. Derzeit sind die Kinder in der Obhut ihrer Großmutter, Katherine Jackson.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AP/woja/bre - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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