"Jablonec 68" in der Pinakothek der Moderne:Silberne Ranken des Prager Frühlings

Die Neue Sammlung München erinnert mit ihrer Schau "Jablonec 68" an das erste und einzige Gipfeltreffen europäischer Schmuckkünstler.

Von Ira Mazzoni

Die Szene war filmreif: Ein weißes VW-Cabrio sucht sich seinen Weg zwischen Panzern, die auf Prag vorrücken. Der Fahrer des Cabrios steuert auf die bayerische Grenze zu. Vier Wochen lang hatte der Berner Goldschmied Othmar Zschaler auf Einladung der Union der tschechoslowakischen Künstler am ersten internationalen Symposions für Silberschmuck teilgenommen. Zusammen mit 16 jungen Künstlern und Künstlerinnen aus Rumänien, Georgien, Polen, Deutschland, Österreich, Italien und dem Gastgeberland hatte er die engen Schulbänke der Hochschule für schöpferische Kunst im nordböhmischen Städtchen Jablonec nad Nisou (Gablonz/Neisse) gedrückt. Die Idee des Workshops war es, Künstler aus Ost und West frei arbeiten zu lassen. Mit etwas Silberdraht und dünnen Silberblechen, Glas, Schiefer und wenigen Halbedelsteinen entstanden so 70 experimentelle Stücke, die die Welt des Schmucks revolutionierten. "Jablonec 68" war die Geburtsstunde des europäischen Autorenschmucks.

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